| Juli 2002: |
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Die schwarze Bürgerrechtlerin Amelia Boynton Robinson faszinierte ihre Zuhörer bei einer Seminarveranstaltung an der Universität Mainz.
Im Bild die lange Schlange beim Signieren der Autobiographie "Bridge Across Jordan"
Am 17. Juli schilderte die schwarze Bürgerrechtlerin Amelia Boynton Robinson am Institut für Amerikanistik der Universität Mainz ihren "Kampf gegen Rassismus, für Bürgerrechte und wirtschaftliche Gerechtigkeit". Institutsleiter Dr. Siebald, der die Bürgerrechtlerin bereits am Sonntag zuvor zu einer Messe in seiner Mainzer Kirchengemeinde eingeladen hatte, begrüßte Frau Robinson vor etwa 80 Studenten und Gästen in seinem Seminar.
Von Anfang bis Ende der Rede lauschten die Studenten gespannt den lebendigen Erzählungen, und wer die Bürgerrechtlerin schon länger kennt, ist immer wieder von der vielfältigen Art, ihre Geschichte zu erzählen, gerührt und beeindruckt. Es war sicherlich nicht vielen Zuhörern bekannt, daß es im 19. Jahrhundert weniger rassistisch zuging als im 20. Jahrhundert. Immerhin gab es bereits 1865 schwarze Kongreßabgeordnete, was in der Zeit von Dr. King nicht mehr der Fall war, da man die Schwarzen mit allen Mitteln daran hinderte, ihr Wahlrecht auszuüben. So erzählte sie, daß der Halbbruder ihres Großvaters Robert (Hicks) Smalls 1865 einer der ersten afro-amerikanischen Kongreßabgeordneten der USA war. Das alles wurde aber ab 1910 anders.
Sie berichtete: "Ich entschied mich dann, das zu tun, was getan werden mußte: für ein gerechtes Amerika zu sorgen. Meine Aufgabe war, die Ungerechtigkeit durch Gerechtigkeit zu ersetzen." Sie berichtete von ihrem Kampf für die Registrierung der Schwarzen als Wähler in Selma/Alabama. Es sei nicht einfach gewesen, die Menschen dazu zu bewegen, für ihre Rechte zu kämpfen. "Viele wußten noch nicht einmal, daß sie als Steuerzahler und Bürger auch ein Wahlrecht hatten."
Die Demütigungen und Diskriminierungen der Afroamerikaner verdeutlichte sie u.a. daran, wie mit ihrer eigenen Familie umgegangen wurde. So hätten Weiße versucht, die Beerdigung ihres Mannes zu verhindern, und den Schwarzen, die an dieser Beerdigung teilnahmen, sei von ihren Arbeitgebern gekündigt worden. Die Art, wie Frau Robinson über Brutalität und Unrecht redete, hinterließ bei den Zuhörern sichtbaren Eindruck.
"Die Geschichte mit Martin Luther King begann, als wir bereits 30 Jahre für das Wahlrecht gekämpft hatten", berichtete sie. Und als er kam, hätten sich die Menschen nicht mehr allein gefühlt, obwohl er bis dahin gar nicht bekannt war und die Menschen etwas verunsichert waren, da es hieß, er sei ein Kommunist. Sie erzählte über die ersten Begegnungen und über ihre Zusammenarbeit mit Dr. King. Sein Kampf für die Bürgerrechte war ein Kampf für die amerikanische Verfassung, der mehr und mehr Unterstützung von den Afroamerikanern bekam. Sie erwähnte auch den berühmten Demonstrationszug in Selma/Alabama am 23. März 1965, gegen den die Polizei mit Gewalt und Tränengas vorging. Sie selbst wurde brutal zusammengeschlagen, und nur einem glücklichen Zufall sei es zu verdanken, daß sie überlebte.
Amelia Boynton Robinson ermutigte die Zuhörer, immer gegen das Unrecht zu kämpfen. Zum Schluß sagte sie: "Ich danke Gott, daß es das Schiller-Institut, Helga und Lyndon LaRouche gibt, da ich weiß, daß sie den Kampf für Gerechtigkeit in der Welt weiterführen. Es gibt heute zuviel Ungerechtigkeit in der Welt. Der Kampf für Gerechtigkeit muß weitergehen."
Ein lang anhaltender Applaus folgte. Eine Stunde lang hatten die Studenten voller Spannung zugehört, kein Zeichen der Ungeduld war zu spüren gewesen. Fragen wurden gestellt, ob sie mehr über Dr. King sagen könne und darüber, wer das Schiller-Institut sei, ob sie auch mit anderen Friedensorganisationen zusammenarbeite und was sie darüber denke, daß heute noch Schwarze verprügelt werden, wie erst kürzlich in Los Angeles geschehen. Sie antwortete, die Lage sei heute noch schlimmer als damals, da es heute keine Einzelpersonen sind, die Gewalt anwenden, sondern Organisationen: "Wir müssen den gewaltlosen Kampf für die Gerechtigkeit weiterführen... Haß ist eine schlimme Sache, der Mensch zerstört sich selbst mit Haß. Sogar die Weißen, die uns geholfen haben, wurden gehaßt. Liebe muß Haß ersetzen."
Nach der Veranstaltung drängten sich die Teilnehmer, Amelia Boynton Robinsons Biographie zu erwerben. In einer langen Schlange warteten die Studenten bis zu einer Stunde, um ihr Exemplar signieren zu lassen und noch ein paar persönliche Worte mit der großen alten Dame der Bürgerrechtsbewegung zu wechseln.
Ein Zuhörer sagte: "Vor zwölf Jahren, als ich Frau Boynton in Mainz erlebte, war ich schon sehr beeindruckt und fasziniert von ihr. Ich hätte nicht gedacht, daß es mir heute wieder so ergehen würde." Eine andere Studentin meinte: "Ich bin noch ganz bewegt, das waren ja fast hundert Jahre lebendige Geschichte."
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