Dialog der Kulturen muß im Vordergrund stehen
Prof. Dr. Günter Meyer ist Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient für gegenwartsbezogene Forschung und Dokumentation (DAVO) und leitet das Zentrum für Forschung zur Arabischen Welt an der Universität Mainz. Er organisierte den "Ersten Weltkongreß für Studien zum Vorderen Orient", der vom 8.-13. September in Mainz mehr als 2000 Orientexperten aus 52 Ländern zusammenbrachte. Renate Leffek sprach mit ihm zwei Wochen nach
dem höchst erfolgreichen Weltkongreß, am 27. September.
Die Ereignisse des 11. September 2001 haben die ganze Welt erschüttert. Bei Veranstaltungen und Vorlesungen, die Sie unmittelbar danach an der Mainzer Universität nicht nur für Studierende, sondern für alle Bürger abhielten, waren die Hörsäle zum Bersten gefüllt. Sie verstehen es offenbar, den Menschen die politische und historische Situation der betroffenen Länder nahezubringen. Der von Ihnen jetzt veranstaltete "Erste Weltkongreß für Studien zum Vorderen Orient" ist das einzige Forum, das sich in dieser Form mit den vielen Fragen des 11. September beschäftigt hat. War das Thema 11. September von Anfang an als Schwerpunkt des Kongresses geplant?
Meyer: Nein, zum Beginn der Planung im Jahre 1999 gab es das Thema ja noch gar nicht. Doch spätestens am Abend des 11. September war mir klar, daß dieses Thema im Zentrum des Weltkongresses stehen würde. So entsetzlich die Geschehnisse jenes Tages gewesen sind - so boten sie doch die einmalige Chance, am ersten Jahrestag dieser Ereignisse mit führenden Experten aus der ganzen Welt Bilanz zu ziehen: nämlich welche Konsequenzen der 11. September für die Weltpolitik und insbesondere für den Vorderen Orient gehabt hat. So ist der 11. September ins Zentrum der Vorbereitungen geraten, was aber nicht heißt, daß die anderen mehr als 30 Disziplinen vernachlässigt wurden.
Welche Reaktionen hörten Sie bei den Vorbereitungen von den
wissenschaftlichen Vertretern der arabischen Länder, die Sie zum Kongreß einluden?
Meyer: Das Echo war von Anfang an sehr positiv; durch den neuen Schwerpunkt steigerte sich das Interesse aber noch. Wo immer ich den Kongreß vorgestellt habe - und das war auf mehr als 50 verschiedenen Tagungen, Symposien und Konferenzen - , bestand größtes Interesse. Besonders in der arabischen Ländern sah man eine Chance zur Diskussion der Nahost-Politik, da der Kongreß eben nicht in den USA und auch nicht in der arabischen Welt selber stattfand, wo der wissenschaftliche Diskurs über solche Themen zum Teil durch politische Rücksichtnahme behindert wird.
Wie haben denn hier vor Ort die Vertreter von Stadt, Land und
Universität auf den Kongreß reagiert, welchen Zuspruch hatten Sie hier?
Meyer: Ich habe überall offene Türen eingerannt und bin mit offenen Armen empfangen worden. Innerhalb der Universität hat man sofort die Chance erkannt, die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichsten Fächern zu fördern und die Forschung, die hier betrieben wird, einem internationalen Publikum vorzustellen. Ebenso positive Reaktionen kamen aus dem Wissenschaftsministerium und aus der Staatskanzlei. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung durch die Landesregierung von Rheinland-Pfalz, von der ich auch eine Vielzahl von wichtigen Anregungen für die Organisation dieser internationalen Großveranstaltung erhielt.
Aus den verschiedenen Reden der Wissenschaftler sowie politischen Repräsentanten auf dem Kongreß konnte man heraushören, daß viele sich große Sorgen über die Situation im Nahen Osten und vor allem über die Gefahr eines neuen Krieges gegen den Irak machen. Und zahlreiche Veranstaltungen des Kongresses beschäftigten sich mit aktuellen Problemen wie "Der Islam und die außenpolitische Debatte in den USA" oder dem "Clash of Civilizations", um nur einige zu nennen. Kamen denn auch kritische Reaktionen?
Meyer: Es gab nur eine einzige kritische Reaktion. Ein Korrespondent der Welt hat sich maßlos erregt und es als politischen Skandal bezeichnet, daß hier die Politik der USA gegen den Irak kritisiert wurde. Dafür fehlte ihm jegliches Verständnis. Er machte mir sogar allen Ernstes zum Vorwurf, daß ich eine Aufgabe des Weltkongresses darin sah, zum Dialog der Kulturen und zur Völkerverständigung beizutragen. Wörtliches Zitat: "- als sei
das die Aufgabe von Wissenschaft, und nicht etwa Fakten, Thesen und Streit." Ein größeres Eigentor konnte der Schreiber sich wirklich nicht leisten. Daß die Wissenschaft jene Fakten und Informationen vermittelt, auf deren Basis eine sachliche Diskussion und Suche nach Konfliktlösungen oft erst möglich wird, überstieg offenbar seine Vorstellungskraft. Ich war dennoch sehr froh darüber, daß die Leser jener Zeitung sich selbst ein Bild machen konnten, da in der gleichen Ausgabe auf einer ganzen Seite die Rede von Prof. Edward Said während
der Verleihung des Weltkongreß-Preises abgedruckt wurde.
Man hätte den Journalisten fragen sollen, ob er etwa ein Anhänger von Samuel Huntington ist. Wie Sie wissen, sieht das Schiller-Institut, das 1984 gegründet wurde, den Dialog der Nationen als seine Aufgabe und hat sich besonders seit dem 11. September durch Aufrufe seiner Präsidentin Helga Zepp-LaRouche für einen Dialog der Kulturen gegen die These von Huntingtons "Clash of Civilizations" zur Wehr gesetzt. Auch im Rahmen des Weltkongresses spielte der Dialog der Kulturen unter der Rubrik "Der Orient zu Gast in Mainz" mit vielen kulturellen Veranstaltungen eine wesentliche Rolle. Was war das
Besondere für Sie, die ausländischen Gäste willkommen zu heißen?
Meyer: Das Programm "Der Orient zu Gast in Mainz" ist auf die Idee zurückzuführen, Wissenschaft nicht "im Elfenbeinturm" hier auf dem Campus zu betreiben, sondern die gesamte Bevölkerung in Mainz und Umgebung in den Dialog der Kulturen einzubeziehen. Vor diesem Hintergrund habe ich ein breites kulturelles Rahmenprogramm konzipiert, mit zahlreichen Ausstellungen, einem Filmfestival, zwei Konzerten, mit Dichterlesungen - also ein umfangreiches Programm, das parallel zu dem Kongreß stattfand, aber schon davor begonnen hatte und danach noch weiter gehen wird.
Den Anfang machte die international bedeutendste Ausstellung im
Gutenberg-Museum über die Druckrevolution im Vorderen Orient. Es folgte eine Ausstellung im Dom- und Diözesan-Museum, wo Reisebeschreibungen über Palästina aus sechs Jahrhunderten gezeigt wurden. Ein besonderes "Highlight" war eine Ausstellung zur zeitgenössischen arabischen Kalligraphie; aus diesem Anlaß kam der Emir von Sharjah mit einer 18köpfigen Delegation hierher, um die Ausstellung mit Kostbarkeiten aus seinen Museen zu eröffnen. All das hat dazu beigetragen, die Bevölkerung für die kulturelle Vielfalt des Vorderen Orients zu
sensibilisieren.
Wir haben in der Zwischenzeit Bilanz gezogen: Mehr als 12000 Menschen haben bisher an den verschiedenen kulturellen Veranstaltung im Rahmen des Weltkongresses teilgenommen - eine unglaubliche Resonanz, die in dieser Dimension alle Erwartungen weit übertroffen hat.
Die Höhepunkte des Weltkongresses waren sicherlich die Eröffnungsfeier mit Prinz Hassan von Jordanien und die Gedenkfeier zum 11. September, die ein wirklich ökumenischer Gottesdienst war. Wie war die Resonanz auf diese Veranstaltungen?
Meyer: Die Resonanz war überwältigend, der Mainzer Dom war überfüllt, auf nationaler und internationaler Ebene wurde ausführlich darüber berichtet. Das allein macht deutlich, daß dies keine Veranstaltung im Elfenbeinturm war, sondern das bewußte Bemühen, einerseits den aus der ganzen Welt angereisten Wissenschaftlern die Möglichkeit zur Teilnahme an der Gedenkfeier zu bieten, und andererseits gerade auch die interessierte Öffentlichkeit in den Dialog der Kulturen einzubeziehen.
Auch die kirchliche Seite hat durch den ökumenischen Gedenkgottesdienst ein Vorbild für den Dialog der Religionen, Nationen und Kulturen gegeben. Wie stellte sich diese Herausforderung für die Politik dar?
Meyer: Die ökumenische Veranstaltung zum 11. September im Dom unterstrich genau den angestrebten Dialog zwischen den Religionen, auf den Kardinal Lehmann und ebenso der Kirchenpräsident Professor Steinacker von seiten der evangelischen Kirche sehr klar und überzeugend in ihren Predigten hingewiesen haben. Auf der einen Seite seien die Terroristen zu verurteilen, aber darüber hinaus müsse das Streben nach einem Dialog der Kulturen und nach Frieden und Aussöhnung im Nahen Osten im Vordergrund stehen.
Was dabei völlig aus dem Rahmen fiel, war das verlesene Grußwort von Paul Spiegel, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. Der Tenor seines Redetextes war: Wir Juden haben immer gewußt, wie schlimm der Terror ist. Das Entscheidende ist der Krieg gegen den Terror, und wir müssen alle gemeinsam gegen den Terror kämpfen.
Meyer: Nein, kein Dialog, absolut nicht. Das Murren unter den mehr als 2000 Zuhörern im Dom war nicht zu überhören. Im völligen Gegensatz dazu äußerte sich dann Dr. Nadeem Elyas, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland, der ganz klar sagte, daß man nicht wegen ein paar Verbrechern, die mit dem Islam überhaupt nichts zu tun haben und keinerlei Rechtfertigung für ihre Taten im Islam finden, eine ganze Religionsgemeinschaft zur Verantwortung ziehen könne. In seiner Ansprache ging es um Versöhnung,
Ausgleich und Dialog der Kulturen. Es gab rauschenden Beifall im Dom für diese Worte - eine Reaktion, die sehr deutlich gezeigt hat, daß die Menschen den Dialog wollen und nicht das, was in völlig einseitiger Art und Weise als "Krieg gegen den Terror" propagiert wird.
Wie hat die arabische Welt auf den Kongreß reagiert?
Meyer: Das Interesse der nationalen und internationalen Medien an dem Kongreß hat alle Erwartungen übertroffen. 124 Journalisten aus mehr als 40 verschiedenen Ländern hatten sich akkreditiert. Außer in Deutschland und anderen europäischen Staaten war vor allem in der arabischen Welt schon im Vorfeld intensiv und seitenweise darüber berichtet worden, etwa in Al Ahram, der wichtigsten Tageszeitung in Ägypten, aber auch in vielen anderen
Presseorganen, von der Golfregion bis Marokko. Vertreten waren auch zahlreiche Korrespondenten aus der Türkei, aus dem Iran, selbst aus Rußland, Malaysia und Australien, die außerordentlich positiv über den Weltkongreß berichtet haben.
Dabei kamen vor allem die kritischen Stimmen der Wissenschaftler über einen bevorstehenden Krieg gegen den Irak zu Wort. Ebenso heftig wurden die Vorgehensweise der israelischen Truppen in den besetzen Gebieten und die amerikanische Unterstützung dieser Aktionen kritisiert. Auf diese Themen wurde immer wieder Bezug genommen und hervorgehoben, daß von wissenschaftlicher Seite sowohl die israelische Besatzungspolitik als auch ein Präventivkrieg gegen den Irak einhellig abgelehnt wurde.
Welche Art von Dialog würden Sie vorschlagen, um diese Entwicklungen aufzuhalten?
Meyer: Das einzige, was etwas ändern könnte, wäre ein Bewußtseinswandel im Weißen Haus, wo die Falken zur Zeit offensichtlich die Oberhand haben und wo ein Präsident die Welt in Gut und Böse teilt. Aus seiner fundamentalistisch-evangelikalen Sichtweise muß das Böse vernichtet werden. Es scheint dort die Ansicht vorzuherrschen, die USA hätten als die einzige verbliebene Weltmacht keinerlei Rücksicht bei der Durchsetzung ihrer Interessen
mehr zu nehmen, weder auf die Vereinten Nationen noch auf die politischen Verhältnisse in den arabischen Ländern und der übrigen Welt. Solange sich diese grundlegende Einstellung im Weißen Haus nicht ändert, können wir als Wissenschaftler noch so gute Vorschläge machen, aber die Chancen einer Realisierung sind minimal.
Es gibt selbstverständlich eine Vielzahl überzeugender Argumente, weshalb ein Krieg gegen den Irak aufs schärfste abzulehnen ist. Nur, wie wenig diese Argumente zur Kenntnis genommen werden, haben wir in den letzten Monaten gemerkt. Die US-Regierung hat ihre ausgewählten Berater, die voll auf Regierungskurs liegen - die werden gehört. Amerikanische Wissenschaftler, die in noch wesentlich schärferer Art, als das hier in Europa der Fall ist, die Außenpolitik der Bush-Regierung kritisieren, werden hingegen schlicht und
einfach nicht zur Kenntnis genommen. Nur die Auffassungen weniger von der amerikanischen Regierung bezahlter "Think Tanks" werden berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund und der einseitigen Scheuklappenpolitik des Präsidenten scheint ein neuer Krieg im Nahen Osten fast unausweichlich.
Ich möchte noch auf ein anderes Thema zu sprechen kommen, die
Wirtschaftspolitik. Die Geschichte hat gezeigt, daß Kriegspolitik häufig mit dem Zusammenbruch eines Wirtschaftssystems zu tun hat, und heute stecken wir in einer der größten Finanzkrisen der Geschichte. Sie haben in einigen Veranstaltungen auch wirtschaftliche Fragen, etwa die Bedeutung von Infrastrukturaufbau und Wasserversorgung, zum Thema gemacht. Muß nicht tatsächlich die wirtschaftliche Entwicklung dem Frieden dienen, und kann nicht so eine Antwort auf die heutige Krise gefunden werden?
Meyer: Prinz Hassan hat dies in seiner
Eröffnungsansprache sehr klar zum Ausdruck gebracht. Er hat darauf hingewiesen, daß die schlechte wirtschaftliche Situation dem Terrorismus den Nährboden bietet. Die wirtschaftliche Lage der Dritten Welt, auch in vielen arabischen Ländern, ist ein ganz wesentlicher Grund dafür, daß fundamentalistische, radikale terroristische Gruppen das Elend der Menschen nutzen können, um die Religion zu instrumentalisieren und um gegen jene Macht zu kämpfen, die für die
schlechte Lage verantwortlich sein soll, nämlich die USA. Armut und Elend, auch durch das Embargo der USA gegen den Irak, das ist der ideale Nährboden für Terrorismus.
Auf der anderen Seite dürfen die wirtschaftlichen Interessen der USA gerade in der Golfregion nicht unterschätzt werden. Hier geht es auch um die Sicherung der weltweit wichtigsten Erdölressourcen für die USA. Der Versuch, dieses Ziel mit militärischen Mitteln zu erreichen, kann aber verhängnisvolle Konsequenzen haben. Eine militärische Intervention im Irak würde zu einer kompletten Destabilisierung in der ganzen Region und zur anti-amerikanischen Solidarisierung in der arabischen Welt mit der Gefahr von Umstürzen führen. Dies beträfe nicht nur Saudi-Arabien; aus dem Weißen Haus hat man ja schon gehört, daß dieses Land keine Demokratie sei und es deshalb gar nicht so schlecht wäre, wenn das saudische Königshaus abgesetzt und eine Demokratie eingeführt würde.
Das sind kurzsichtige Argumente. Wir haben es hier mit einem Pulverfaß zu tun, das Pulverfaß ist zudem mit Öl gefüllt. Wenn die Lunte erst einmal brennt, kann die ganze Region in die Luft fliegen, was dem Terrorismus weltweit noch zusätzliche Nahrung verschaffen würde.
Was sagt Ihnen der Begriff der Neuen Seidenstraße? Wenn man davon ausgeht, daß wirtschaftliche Entwicklung Frieden heißt, wäre es eine realistische Perspektive, durch wirtschaftliche Kooperation die Länder Eurasiens zu verbinden und so eine stabile politische Situation zu schaffen. Das Schiller-Institut sieht in der Neuen Seidenstraße oder der Eurasischen Landbrücke einen Ausweg aus der weltweiten Wirtschaftskrise und der internationalen Finanzkrise.
Meyer: Die Idee ist hervorragend und als hoffnungsvolle Zukunftsperspektive nachdrücklich zu unterstützen. Nur, diese Idee kollidiert mit den Realitäten. Sie kollidiert mit den Absichten des amerikanischen Präsidenten, der sich von einer Friedenspolitik im Nahen Osten völlig verabschiedet hat, und sie kollidiert mit den Interessen Rußlands, die in ganz andere Richtungen laufen. Das heißt, angesichts der globalen Machtverhältnisse
gebe ich dieser Idee im Augenblick und in absehbarer Zeit keine
Realisierungschance, so gut sie insgesamt ist. Die Politik des Weißen Hauses wird eine Verwirklichung dieses idealistischen Konzeptes auf absehbare Zeit nicht möglich machen.
Da Sie viel mit Menschen aus den arabischen Ländern zusammenkommen, würde mich interessieren, was die Menschen dort eigentlich von unserer Kultur kennen. Kennen sie die italienische Renaissance, die Weimarer Klassik?
Meyer: Da stelle ich Ihnen die Gegenfrage: Kennen Sie Hafiz, kennen Sie Umm Kulthum? Daran wird schon deutlich, daß auch bei uns das Verständnis für die Kultur des Vorderen Orients auf relativ wenige Menschen begrenzt ist. Und umgekehrt ist auch dort das Verständnis für das kulturelle Erbe Europas auf relativ wenige Menschen begrenzt, die engere Kontakte zum Westen haben.
Wobei es in bestimmten Bereichen der Kultur durchaus eine beachtliche Kenntnis gibt, zum Beispiel in der europäischen Musiktradition, die im 20. Jahrhundert in allen größeren Konservatorien in der arabischen Welt, auch der Türkei oder dem Iran intensiv gelehrt worden ist. Ein aktueller Ansatz ist hier bei Edward Said zu finden, der zusammen mit Daniel Barenboim den "spanischen Friedensnobelpreis" bekommen hat, weil beide gemeinsam das Orchester des West-Östlichen Diwans gegründet haben, in dem junge arabische und israelische Musiker gemeinsam spielen. Dies ist ein Weg, um Brücken zwischen verfeindeten Völkern zu schlagen. Das Beispiel zeigt aber auch, daß die klassische europäische Musik gerade in der arabischen Welt einen hohen Stellenwert hat und
dort nicht nur die arabische Musiktradition gelehrt wird. Auch in der
Architektur und im Theater werden viele europäische Traditionen einbezogen.
Der erste Weltkongreß ist vorbei, welche Ziele werden Sie für den zweiten Weltkongreß anstreben, was haben Sie geplant?
Meyer: Die ursprüngliche Konzeption war, alle fünf Jahre einen Weltkongreß jeweils auf einem anderen Kontinent abzuhalten. Die Reaktion auf diesen ersten Kongreß war jedoch so begeisternd - ich habe mehrere hundert derartige Briefe, E-mails und Faxe von den Teilnehmern bekommen - , daß wir die Chance, Orient-Wissenschaftler aus so vielen verschiedenen Fächern erneut zusammenzubringen, nicht erst in fünf, sondern schon in drei Jahren nutzen sollten. Wir werden Ende November in Washington wieder zusammentreffen und darüber befinden, wie die weitere Planung aussehen wird. Die Chance, daß der nächste Kongreß bereits in drei Jahren stattfinden wird, ist sehr groß - aber nicht mehr in Mainz.
Wäre es nicht eine gute Perspektive, nach dem Thema "Dialog der
Kulturen" die Neue Seidenstraße zum Thema des nächsten Weltkongresses zu machen?
Meyer: Das wäre eine sehr spannende zukunftsgerichtete Perspektive, die ich durchaus unterstützen würde.
Herr Prof. Meyer, vielen Dank für dieses Gespräch.
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