Juli 2004:

"Die Kreuzzüge - Kein Krieg ist heilig"

Der reich bebilderte Katalog: Die Kreuzzüge
Eine Ausstellung über die Kreuzzüge im Mainzer Dommuseum vermittelt einen lebendigen Eindruck der damaligen Ereignisse. Das Mitglied des Landesverbands, Maria Schmitz berichtet.

Als vor einigen Jahren die Idee zu einer Ausstellung im Mainzer Dommuseum über die Kreuzzüge entwickelt wurde, ging es darum, eine historische Aufarbeitung einer gleichermaßen bereichernden wie unheilvollen Begegnung Europas mit dem Orient zu präsentieren. Damals ahnte man noch nicht, daß mit dem 11. September 2001 das Thema Kreuzzüge wieder eine traurige Aktualität erlangen würde. Seitdem stehen Worte wie "Heiliger Krieg" oder "Kreuzzug" wieder auf der Tagesordnung, das Szenario eines "Kampfes der Kulturen" wird von den neokonservativen Kreisen um Vizepräsident Cheney propagiert und die Fernsehbilder von Falludschah, Nadschaf, Palästina und Israel zeigen erschreckende Parallelen zur damaligen Zeit.

So erscheint der Untertitel der Ausstellung wie eine eindringliche Warnung: "Kein Krieg ist heilig", auch ein christlicher Kreuzzug mit dem Schlachtruf "Deus lo vult - Gott will es" nicht. Papst Johannes Paul II. bezeichnet Kriege als Niederlagen der Menschheit. In aller Deutlichkeit äußerte er sich dazu im Mai 2001, als er in Athen ein öffentliches Schuldbekenntnis ablegte, worin er um Vergebung bat "für die Sünden, die Söhne und Töchter der katholischen Kirche an orthodoxen Christen begangen haben" und dabei ausdrücklich die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer im Jahre 1204 erwähnte. Dies war der erste Besuch eines römischen Papstes in Griechenland nach mehr als 1 000 Jahren.

Am nächsten Tag besuchte Johannes Paul II. die Omajjaden-Moschee in Damaskus, wo er die Hoffnung ausdrückte, daß Christentum und Islam sich "nie wieder als Gemeinschaften im Konflikt, sondern im respektvollen Dialog" begegnen mögen. Zum ersten Mal hatte ein römischer Papst dabei eine Moschee betreten. Mit seinem Schuldbekenntnis und der Bitte um Vergebung für das von der Kirche mitverschuldete Unrecht während der Kreuzzüge wollte der Papst zu einem Dialog der Religionen ermutigen. Auch in seiner diesjährigen Osterbotschaft erklärte er, Religion dürfe niemals zur Begründung der Gewalt mißbraucht werden. Eindringlich warnte er vor der "Versuchung der Rache" und der "Logik des Todes", die die Spirale aus Blut und Gewalt nur anheizt. "Die Söhne Abrahams" (das sind Christen, Juden und Muslime) müßten Anstrengungen unternehmen, die "Brüderlichkeit zu entdecken" und für den Frieden zu arbeiten.

Die politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart lassen die 300 Jahre dauernde Epoche blutiger Auseinandersetzungen zwischen Abend- und Morgenland in einem erschreckend aktuellen Licht erscheinen. Es fragt sich, ob wir in der aktuellen politischen Situation bereit sind, aus der Geschichte zu lernen, daß es keine niederdrückende Vormachtstellung und keine Überlegenheitsansprüche geben darf und daß jeder religiöse Fanatismus ins Unheil führt.

Krieg im Namen Gottes

Die Schau im Mainzer Dommuseum beginnt mit dem Aufruf Papst Urbans II. zum 1. Kreuzzug auf dem Konzil von Clermont-Ferrand 1095. Wie kam es, daß ein Papst Gewalt legitimierte, obwohl die Billigung von Kriegen mit dem Neuen Testament unvereinbar war, und daß er den Teilnehmern eines Kreuzzuges sogar versprach, ihnen würden alle ihre Sünden vergeben, wenn sie nur gegen die "Ungläubigen" kämpften? Man benutzte sogar den Kirchenvater Augustinus zur theologischen Rechtfertigung, der im Verteidigungsfall von einem "gerechten Krieg" gesprochen hatte. Nun wurde der Krieg gegen die "Heiden" zum gerechten Krieg erklärt. Bisher hatten unbewaffnete Pilger den beschwerlichen Weg zu den Heiligen Stätten nach Jerusalem und Bethlehem auf sich genommen, um begangene Sünden abzubüßen. Obwohl die Muslime die Pilger ungehindert passieren ließen, entstand zunehmend der Wunsch, die heiligen Stätten der Christenheit selbst zu besitzen.

In einem beispiellosen Propagandafeldzug hatte Papst Urban II. eine 3 000 km lange Reise durch Frankreich unternommen, um die westliche Ritterschaft dazu aufzurufen, in Christi Namen einen Befreiungskrieg gegen muslimische Tyrannei zu führen. Auch damals war man in der Wahl der Argumente nicht zimperlich, erfand schreckliche Greuel, Details über angebliche Mißhandlungen und stellte die Muslime als Barbaren dar. So schrieb Urban an den Grafen von Flandern: "Wir denken, daß Eure Brüderschaft schon durch viele Berichte erfahren hat, wie barbarisches Wüten die Kirchen Gottes im Orient durch unglückselige Verwüstung zerstört hat, mehr noch, daß die Heilige Stadt Christi unerträgliche Knechtschaft erdulden muß. Deshalb sind Wir nach Frankreich gefahren und haben die Fürsten und Untertanen dieses Landes zur Befreiung der Kirchen des Orients angetrieben..."

Durch solche Aktionen wurde der Grundstock für das militärische Aufgebot der Ritter gelegt, das unter der Leitung der Kirche in den Orient gesandt wurde. Die ganze Inszenierung war ein gezieltes, politisch fest umrissenes Unternehmen, mit dem die führenden Feudalherren auf einen gemeinsamen Feind hin orientiert werden sollten, wobei sie sich gleichzeitig der Autorität des Papsttums unterwarfen. Doch auch viele Menschen aus dem einfachen Volk folgten dem Aufruf. Da sie aber nicht in der Lage waren, sich für eine so lange Reise auszurüsten, ließen sie sich nur zu bereitwillig von Predigern aufhetzen, die geschickt gegen die Juden Stimmung machten: "Wir haben einen langen Weg gegen die Feinde Gottes vor uns, aber vor uns stehen seine schlimmsten Widersacher, die Juden. Ist es da nicht voreilig, sie zu übersehen?" So kam es bald zu Exzessen.

Vor allem die rheinischen Städte mit ihren großen jüdischen Gemeinden wie Köln, Mainz und Worms wurden auf das schwerste heimgesucht. Finanzielle Erpressungen, Plünderungen und schließlich Massenmorde waren die verabscheuungswürdigen Ergebnisse. Insgesamt kamen anläßlich des 1. Kreuzzuges wohl mindestens 2 500 Angehörige der deutschen jüdischen Gemeinden ums Leben. Religiöser Fanatismus und die Habgier, das Vermögen der Juden zur Bestreitung der Kreuzzugskosten einzuziehen, hatten die Pogrome verursacht. Auf der 3 000 km langen Reise waren Plünderungen an der Tagesordnung, da überhaupt kein funktionierendes System für die Versorgung mit Nachschub existierte.

Den traurigen Höhepunkt der Grausamkeiten brachte dann das Ende des 1. Kreuzzugs nach der Eroberung Jerusalems 1099. In einem fürchterlichen Blutbad wurde die gesamte einheimische moslemische und jüdische Bevölkerung regelrecht abgeschlachtet. Unmittelbar im Anschluß an diesen Blutrausch feierten die Kreuzritter ihren Sieg mit einer Dankesprozession zum Heiligen Grab.

Die arabisch-islamische Welt war entsetzt, wie wir aus zeitgenössischen Chronistenberichten ersehen können: "In der Al-Aqsa-Moschee töteten die Franken mehr als 70 000 Muslime, unter ihnen viele Imame, Religionsgelehrte, Fromme und Asketen, die ihr Land verlassen hatten, um in frommer Zurückgezogenheit an diesem Ort zu leben" (Ibn al-Athir). Es ist Teil des didaktischen Konzepts dieser Schau anstelle erklärender Texte zeitgenössische Chronisten zu Wort kommen zu lassen, die dieselben Ereignisse aus ihrer jeweiligen Perspektive schildern. Während der Muslim entsetzt vom "Massaker von Jerusalem" berichtet, schreibt der christliche Chronist von "der Befreiung der Heiligen Stadt".

Was waren die Motive, die so viele Menschen zu einer so entbehrungsreichen und langen Reise ins Ungewisse trieb? Die religiösen Gründe wie die Sehnsucht nach den heiligen Stätten Jerusalems oder der Wille, Buße zu tun in einem "gerechten Krieg" gegen die "Ungläubigen", wurden im Laufe der Zeit von der Gier nach Beute und feudaler Herrschaft abgelöst, was zahlreiche kostbare Exponate bezeugen.

Originale Waffen, Modelle von Kampfmaschinen und Wehranlagen geben Einblicke in die Festungs- und Kriegstechnik. Besonders beeindruckend ist ein Modell der syrischen Kreuzfahrerburg "Krak des Chevaliers", auf der bis zu 2 000 Mann stationiert gewesen sein sollen. Diese Wehranlage und viele weitere Burgen dienten den Ritterorden wie den Johannitern, den Templern oder dem Deutschen Orden als Stützpunkte.

Vor allem der Templerorden spielte eine entscheidende Rolle. Bernhard von Clairvaux, der 1146 in Vezelay zum 2. Kreuzzug aufrief, gab dem neuen Orden mit seiner 1128 verfaßten Schrift "Vom Lob der neuen Ritterschaft" eine theologische Begründung. Der Templer soll in sich Mönchtum und Rittertum vereinigen und "im Namen Christi" töten. "Die Ritter Christi kämpfen in voller Sicherheit den Kampf ihres Herrn, da sie keine Sünde zu befürchten haben, wenn sie töten, noch die Verdammnis, wenn sie umkommen. Wenn sie einen Übeltäter töten, begehen sie keinen Mord, sondern sie schaffen ein Übel aus dem Weg... Der Tod, den sie verursachen, ist ein Gewinn für Christus."

Da der Templerorden direkt dem Papst unterstellt war und auch finanzielle Privilegien genoß, wuchs der Einfluß dieser Elitetruppe gewaltig. Schon bald dienten die Templerburgen als Tresore für Kostbarkeiten der weltlichen und geistlichen Herren. Die Tempelritter entwickelten sogar einen bargeldlosen Zahlungsverkehr. So konnte man in einem Ordenshaus eine Summe einzahlen und sie in einem weit entfernten Haus wieder in Empfang nehmen. Auch wurden anvertraute Gelder an Dritte mit etwa 10 Prozent Zinsen weiterverliehen. Da Zinseinnahmen eigentlich von der Kirche verboten waren, verschleierte man sie als Gebühren oder vertuschte sie beim Umwechseln in fremde Währungen.

Neben den Templern gelangten vor allem die italienischen Seestädte durch die Kreuzzüge zu enormem Reichtum. Genua, Pisa und Venedig stellten die Schiffe für die Überquerung des Mittelmeers zur Verfügung und gründeten Handelsniederlassungen in den Kreuzfahrerstaaten. Vor allem Venedig gelang es, sein maritimes Handelsimperium nach Osten gewaltig auszuweiten, indem es den 4. Kreuzzug (1202-1204) kurzerhand "umleitete".

Christen gegen Christen: Die Eroberung Konstantinopels

Wie kam es dazu? Venedig hatte bisher im Byzantinischen Reich bedeutende Privilegien und weitgehend Zollfreiheit besessen. Diese Position war seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts durch die Konkurrenz Pisas und Genuas gefährdet. Wiederholt waren venezianische Kaufleute sogar aus Byzanz vertrieben worden, weil der Widerstand und Neid der byzantinischen Kaufleute immer wieder zu offenen Auseinandersetzungen eskalierte. Da Venedig nicht über die militärischen Mittel verfügte, die alte Sonderstellung in Byzanz mit Gewalt durchzusetzen, wurde mit beispielloser Hinterlist der 4. Kreuzzug für venezianische Ziele dienstbar gemacht.

1198 rief Papst Innozenz III. zum 4. Kreuzzug auf: Jerusalem sollte zurückerobert werden. Insgeheim hatte man vor, den Kreuzzug zunächst gegen Ägypten zu lenken - das reichste Land im Vorderen Orient - , um von dort aus dann ins Heilige Land vorzustoßen. Ein solcher Zug mußte über See erfolgen. Wer konnte ein solches gigantisches logistisches Unternehmen überhaupt finanzieren? Dazu war nur die Handelsmacht Venedig in der Lage. Der über 80jährige Doge Enrico Dandalo schloß mit den Gesandten der Kreuzfahrer einen Vertrag ab, in dem Venedig sich bereit erklärte, um den Preis von 85 000 Silbermark Schiffsraum für 34 500 Mann und 4 500 Pferde zur Verfügung zu stellen. Zum vereinbarten Termin erschien jedoch nur ein Drittel der Kreuzfahrer in Venedig. Trotzdem bestanden die Venezianer auf Zahlung der vollen Summe.

Die Kreuzfahrer befanden sich in einer Zwickmühle. Da ohne Zahlung kein Aufbruch möglich war, gingen sie schließlich auf den Vorschlag der Venezianer ein, sich an der Eroberung der dalmatinischen Stadt Zara zu beteiligen, auf die Venedig Anspruch erhob. Mit der dort gemachten Beute sollten die Schulden der Kreuzfahrer beglichen werden. Damit zog ein Kreuzfahrerheer gegen eine christliche Stadt, belagerte, zerstörte und plünderte sie. Diese Ungeheuerlichkeit erregte zwar den Unwillen des Papstes, da man jedoch den Kreuzzug ohne Unterstützung der Venezianer nicht fortführen konnte, konnte er sich nicht zu ernsthaften Strafen durchringen. Schließlich tauchte im Kreuzfahrerlager ein gewisser Alexios auf, der Sohn des 1195 gestürzten Kaisers Isaak II. Er bat um Unterstützung bei der Rückgewinnung des byzantinischen Reiches, bot als Belohnung 200 000 Silbermark an und versprach, mit einem eigenen Heer mit ihnen ins Heilige Land zu ziehen. Der größte Teil der Kreuzfahrer lehnte das Angebot zunächst entschieden ab, doch da mittlerweile die Kosten des Unternehmens überhand nahmen, setzten sich schließlich die Befürworter der Freveltat durch.

Die Venezianer nutzten die Zwangslage der Kreuzfahrer so schamlos aus, daß sie vertraglich festlegten, die in Konstantinopel zu erwartende Beute im Verhältnis 3:1 zu teilen, bis die Schulden der Kreuzfahrer ausgeglichen wären. Der Rest sollte im Verhältnis 1:1 geteilt werden. Nach der endgültigen Einnahme der Stadt erfolgte eine mehrtägige Plünderung beispiellosen Ausmaßes, Raub, Totschlag, Vergewaltigung. Die Zahl der geraubten Kunstschätze war ungeheuer. Die Venezianer erbeuteten damals die berühmten vier Bronzepferde, die seitdem die Fassade des Markusdoms schmücken, sowie viele sakrale Gegenstände und Reliquien, die noch heute in der Schatzkammer von San Marco aufbewahrt werden. Doch vor allem vergrößerte Venedig sein Territorium um ein Vielfaches, kontrollierte mit Konstantinopel den Handelsweg über das Schwarze und Kaspische Meer bis nach China und Indien und errang zunehmend das Monopol über den Ost-Westhandel.

Kulturtransfer

Mit der reichen Beute aus dem eroberten Konstantinopel kamen einzigartige Kunstwerke aus der Antike, kostbare Reliquien, Gold- und Silbergefäße, edle Gewänder, aber auch das weitgehend verlorengegangene antike Gedankengut nach Europa. Doch wieviele Zeugnisse einer langen historischen Entwicklung waren während der Plünderungen zerstört worden? Kostbare Handschriften aus Bibliotheken hatte man rücksichtslos vernichtet.

Aber zum ersten Mal begann eine intensivere Auseinandersetzung mit der weit höher entwickelten Kultur des Ostens. Doch mußte erst ein so unermeßlich hoher Blutzoll gezahlt werden, bevor man die Kultur des anderen zu respektieren lernte? Wäre ein Dialog zwischen Abendland und Morgenland nicht auch ohne verheerende Kriege möglich gewesen?

Die Kreuzzugsidee betonte das Gegensätzliche, so daß jede Beschäftigung mit der islamisch-arabischen Kultur absterben mußte.

Doch diejenigen, die im Heiligen Land blieben, mußten sich schon aus politischer Notwendigkeit um ein friedliches Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen bemühen. Schon bald lernten sie die Annehmlichkeiten des orientalischen Lebens zu nutzen. Der Kontakt mit der hochentwickelten Handwerkskunst des Orients schuf grundlegende Voraussetzungen dafür, daß sich später die Renaissance entfalten konnte. Die fortgeschrittenen Kenntnisse in den Naturwissenschaften und in der Medizin im arabischen Raum zeigen zahlreiche Modelle mechanischer Einrichtungen, medizinisch-chirurgische Geräte sowie Astrolabien und Meßgeräte.

Wie sehr der Orient damals sogar die Architektur des Westens unmittelbar beeinflußte, zeigt sich heute noch an einigen Kirchtürmen in Rheinhessen, zum Beispiel in Guntersblum und Worms, die im Volksmund sogar "Heidentürme" oder "Sarazenentürme" genannt wurden. Ihre Kuppeldächer sind direkte Architekturzitate aus dem Orient und wurden nachweislich nach dem 1. Kreuzzug als Zeichen des Triumphes gebaut.

Friedrich II.: Dialog der Kulturen

Eine Ausnahmeerscheinung in dieser Zeit war Friedrich II. Als Sohn eines staufisch-deutschen Vaters und einer normannisch-sizilianischen Mutter verkörperte er bereits in seiner Person eine kulturelle Mischung, die für Süditalien und Sizilien damals typisch war. Friedrich praktizierte Toleranz gegenüber den verschiedenen Religionen in seinem Reich. Die aus katholischen und orthodoxen Christen, Mohammedanern und Juden gemischte Bevölkerung wurde entsprechend ihrer besonderen Fähigkeiten in den Staat eingebunden, und alle Gruppen waren gleichermaßen an der wirtschaftlichen und staatlichen Organisation beteiligt.

Diese für mittelalterliche Verhältnisse einzigartige Weltoffenheit führte zu einer ökonomischen und kulturellen Blüte. Am Hofe Friedrichs II. trafen sich Gelehrte und Künstler aus aller Welt. Der berühmte Mathematiker Fibonacci wirkte hier, viele islamische Gelehrte, in Neapel gründete Friedrich die erste Staatsuniversität, an der auch Thomas von Aquin studierte.

Als Friedrich II. am 25. Juli 1215 in Aachen zum deutschen König gekrönt wurde, gelobte er gleichzeitig einen Kreuzzug. Immer wieder durch unsichere politische Verhältnisse verhindert und vom Papst bereits wegen Nichteinhaltung seines Gelübdes exkommuniziert, führte er schließlich 1228/29 den versprochenen Kreuzzug durch. Durch geschickte diplomatische Verhandlungen mit dem Sultan Al Kamil erreichte er die Rückgabe Jerusalems, Nazareths und Bethlehems an die Christen, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen. Grundlage seines Vertrages war das gleiche Recht für die Anhänger aller Religionen, in ihren heiligen Bezirken beten und sie in ihrer Obhut behalten zu dürfen. Ein Beispiel für Toleranz und Achtung unter den Religionen, wie wir es heute im Kampf gegen die neokonservativen Vertreter des "Kriegs der Kulturen" wieder dringend brauchen.


Zeittafel

1095-1096 Predigtreise Papst Urbans II. Aufruf zum 1. Kreuzzug.
1096-1099 1. Kreuzzug.
1097-1098 Belagerung und Eroberung von Antiochia.
1098 Eroberung Jerusalems und Gründung des Königreichs Jerusalem.
1109 Eroberung von Tripolis und Gründung der Grafschaft Tripolis.
1120 Gründung des Templerordens.
1144 Edessa fällt an die Muslime zurück.
1145 Papst Eugen III. ruft zum 2. Kreuzzug auf.
1146 Bernhard von Clairvaux predigt den 2. Kreuzzug.
1147-1149 2. Kreuzzug (König Konrad III. und Ludwig VII.) Nur ein kleiner Teil der Truppen erreicht das Heilige Land.
1171 Saladin stürzt die Fatimiden in Ägypten.
1187 Schlacht bei Hattin. Saladin besiegt das Heer der Kreuzfahrerstaaten und erobert Jerusalem.
1189-1192 3. Kreuzzug unter der Führung von Kaiser Friedrich Barbarossa, König Philipp II. August von Frankreich und König Richard I. Löwenherz von England.
1190 Kaiser Friedrich I. Barbarossa ertrinkt im Fluß Salef.
1191/92 Nach wechselvollen Kämpfen Waffenstillstand zwischen den Kreuzfahrerstaaten und Saladin. Die Eroberung Jerusalem mißlingt.
1202-1204 4. Kreuzzug, gegen Ägypten geplant, wird unter Führung des venezianischen Dogen Enrico Dandalo zur Eroberung von Konstantinopel umgeleitet.
1217-1221 5. Kreuzzug.
1218-1219 Belagerung des ägyptischen Seehafens Damiette.
1228-1229 Kreuzzug Kaiser Friedrich II. Durch Vertrag mit Sultan Al Kamil erreicht Friedrich die friedliche Übergabe der christlichen Stätten Jerusalem, Nazareth und Bethlehem an die Kreuzfahrerstaaten.
1248-1254 6. Kreuzzug. König Ludwig IX. von Frankreich erobert Damiette, wird in der Schlacht von Mansura geschlagen, gefangengenommen und gegen Lösegeld freigelassen.
1258 Die Mongolen plündern Bagdad.
1270 7. Kreuzzug. Feldzug Ludwigs IX. von Frankreich nach Tunis.
1291 Akkon, letzter Stützpunkt der Kreuzfahrer im Orient, wird von Sultan Al Aschraf erobert.


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