Ich bitte um Geduld, wenn ich Punkte berühre, die scheinbar das eigentliche Thema Iran verlassen, denn vom Standpunkt der allgemeinen Relativität, nach der alles zusammenhängt, sind sie durchaus miteinander verbunden. Wenn Deutschland sich wirtschaftlich positiv entwickelt und die gegenwärtige Hauptproblematik, die Arbeitslosigkeit, überwunden wird, dann sehe ich keinen Grund für Konflikt mit islamischen Gruppierungen oder anderen. Doch wenn Deutschland noch weiter in die Wirtschaftskrise stürzt, dann ist auch die Frage des friedlichen Zusammenlebens innerhalb Deutschlands eine ganz andere.
Es geht mir heute wie Heinrich Heine, der den berühmten Satz gesagt hat: "Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht." Angesichts unserer politischen Eliten - die ja gerade jetzt in der Großen Koalition wieder sehr "konsensfähig" sind - stellt sich die Frage, ob die Führung in Deutschland in der Lage ist, rechtzeitig die politischen Korrekturen vorzunehmen, die notwendig sind, um die Entwicklung in Ordnung zu bringen. Wie Lyndon LaRouche am Anfang seines neuen Wahlprogramms für die Demokratische Partei fragt: Gibt es an bestimmten historischen Augenblicken eine politische Führung, die offensichtliche Fehler korrigieren und damit eine Katastrophe abwenden kann? Oder muß die Gesellschaft auf einem einmal definierten Pfad weiterschreiten bis in die Katastrophe?
Wir haben in Deutschland massive ökonomische Probleme. Offiziell haben wir fünf Millionen Arbeitslose, doch das Ökonometrische Institut in Halle, eine Tochter des Deutschen Instituts der Wirtschaft, sagt, man muß diese Zahl verdoppeln, dann kommt man auf etwa 9-10 Millionen Arbeitslose. Denkt man an die großen Einbrüche, vor denen wir stehen - das Ende des "Yen-Carry-Trades" oder das Platzen der amerikanischen Immobilienblase oder andere Imponderabilien des Finanzsystems - , dann ist die größte Sorge wohl, daß im Augenblick niemand in Berlin einen Eventualplan für den Fall eines großen Finanzkrachs hat.
Lyndon LaRouche hatte schon 1983 prognostiziert, wenn die Sowjetunion bei ihrer damaligen "Orgakow-Politik" [Vorbereitung der militärischen Konfrontation mit dem Westen] bliebe, werde die Sowjetunion sich in etwa fünf Jahren auflösen. Er war wahrscheinlich der einzige westliche Politiker, der mit solcher Präzision von der Möglichkeit des Zusammenbruchs der Sowjetunion gesprochen hat. Er gab dann am 12. Oktober 1988 im Hotel Kempinski hier in Berlin eine historische Pressekonferenz, auf der er sagte, die DDR und der Comecon stünden kurz vor der Auflösung, und die baldige Wiedervereinigung mit Berlin als Hauptstadt vorschlug. Das war, als viele in der SPD und anderswo von der "Jahrhundertlüge Wiedervereinigung" sprachen - es war also keineswegs "konsensfähig", was LaRouche damals sagte.
Bundeskanzler Kohl tat am 28. November den einzigen winzigen Schritt in Richtung Souveränität, indem er das Zehn-Punkte-Programm für eine Konföderation der beiden deutschen Staaten vorschlug. Also kein Wiedervereinigungsvorschlag, aber immerhin der erste Schritt, es war souverän, er hatte es weder mit den westlichen Verbündeten noch mit der FDP abgesprochen.
Dann ging alles sehr schnell. Am 30. November wurde Alfred Herrhausen ermordet, der einzige Bankier, der eine Vision für die Entwicklung des Ostens, genauer Polen hatte. Dann hat Mitterrand Kohl einen Erpressungsbrief geschrieben: Frankreich stimme der Wiedervereinigung nur zu, wenn Deutschland die D-Mark aufgibt und eine vorgezogene europäische Währungsunion akzeptiert.
Kohl hat damals richtigerweise gesagt - in diesem einen Punkt stimme ich mit Herrn Kohl wirklich überein - , eine europäische Währungsunion ohne politische Union sei nicht machbar. Er beugte sich aber doch dem Druck von Margaret Thatcher mit ihrer Kampagne vom "Vierten Reich" und von Mitterrands Erpressungen. Jacques Attali hat in seiner neuen Mitterrand-Biographie geschrieben, Mitterrand habe damals mit Krieg gegen Deutschland und einer Wiederholung der Tripelentente gedroht. Ob das machbar gewesen wäre, ist eine andere Frage, aber es gab allgemein eine massive Erpressung. Kohl hat später den EU-Gipfel am 8.-9. Dezember 1989 in Straßburg als eine der "schwärzesten Stunden" seines Lebens bezeichnet. Er hat kapituliert, er meinte, gut, wenn die Wiedervereinigung nur um den Preis der Aufgabe der D-Mark zu erreichen ist, dann stimme ich eben wider besseres Wissen zu.
Nach einigen Jahre wurde der Euro eingeführt, und das führte dann, wie das von vornherein hätte klar sein müssen, zu einer unglaublichen wirtschaftlichen Ungleichgewichtung. Bis dahin gab es Währungssicherheit im Bereich der DM, sie war eine harte Währung, internationale Investoren investierten trotz hoher Lohn- und Sozialkosten gerne in Deutschland, weil es eine sichere Währung war und Stabilität und hohe Produktivität der Arbeitskraft immer positive Faktoren für solche Investitionen waren.
In dem Augenblick, als der Euro da war, galt dieselbe Währungssicherheit auch für die sog. "Nachholländer" - Griechenland, Portugal, Spanien, Irland usw. Die haben sich erst einmal gefreut, weil die internationalen Investoren in diese Länder mit niedrigen Löhnen und sozialen Ausgaben gingen. Sie erlebten einen Boom, der sich allerdings bei näherem Hinschauen als Blase entpuppt - siehe die Immobilienblase in Spanien und ähnliche Entwicklungen.
Bei dem Referendum über die Europäische Verfassung im Mai letzten Jahres in Frankreich und in Holland stimmten die Menschen in diesen beiden Ländern, die schon die negativen Effekte des Euro erfahren hatten, mit Nein, und damit war die politische Einheit auch nicht mehr realistisch.
Und jetzt erleben wir das Ende der Fahnenstange. Deutschland ist zwar zum dritten Mal hintereinander Exportweltmeister, mit einem Exportüberschuß von 160 Milliarden Euro, aber das nützt uns überhaupt nichts, weil dieser Exportüberschuß sich nicht auf den Binnenmarkt übersetzt. Der Binnenmarkt kollabiert. Frankreich ist das zweite große Opfer der Währungsunion, es hat eine Exportkrise. In den letzten zehn Jahren hat sich der Export von einem relativen Überschuß zu einem erheblichen Defizit entwickelt, der Binnenmarkt wird von Billigimporten überschüttet, und die Wirtschaft Frankreichs bricht auch zusammen. Italien ist sowieso in einem katastrophalen Zustand. Und so fort.
Langer Rede kurzer Sinn: Der Euro ist ein gescheitertes Projekt, und damit zurück zu meiner Ausgangsfrage: Gibt es in Deutschland eine politische Führung, die offensichtliche Fehler korrigieren kann?
Wir haben es in Frankreich mit den Banlieus gesehen, auch wenn das nur arbeitslose Jugendliche der Immigranten und noch nicht die Frage des Islam als solchem betraf: Es gibt in Europa ein explosives Potential - siehe in Holland die Ermordung des Filmemachers van Gogh und die nachfolgenden Gewalttaten.
Was ich hiermit nur andeuten will: Man kann die Frage, wo die Entwicklung hingeht, nicht trennen von den Weichenstellungen in unseren eigenen Ländern. Wenn es meinem Mann und anderen in Amerika gelingt, Cheney aus dem Amt zu treiben, und es zu einer überparteilichen Koalition von Demokraten und moderaten Republikanern kommt, die eine andere Wirtschaftspolitik machen, dann können wir auch in Deutschland daran denken, das gescheiterte Modell Euro ad acta zu legen, zu unserer Währungssouveränität zurückzukehren und Kredit zu schöpfen, um produktive Vollbeschäftigung zu erreichen.
Denken wir an die Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges. Man hat in Versailles gesagt, Deutschland sei der Alleinschuldige an diesem Krieg. Inzwischen haben die Historiker 30 Jahre Vorgeschichte aufgearbeitet, und es ergibt sich ein sehr viel komplexeres Bild. Ich möchte Sie einfach nur bitten, diese Komplexität geschichtlicher Abläufe auch auf die Tagespolitik zu übertragen.
Als 1989/90/91 die Sowjetunion sich auflöste, hätte es die Gelegenheit gegeben, das Ost-West-Verhältnis auf eine völlig neue Basis zu stellen. Es gab keinen Gegner mehr, man hätte eine friedliche Ordnung etablieren können. In dem Augenblick traten die Neokonservativen in der alten Bush-Administration (Cheney, Rumsfeld, Perle, Wolfowitz) mit einer Doktrin vom "Neuen Amerikanischen Jahrhundert" auf. Das war 1990 der Plan, Amerika, das ja eine großartige Tradition als Republik hat, in ein Empire zu verwandeln.
Das war damals ein so radikaler Vorschlag, daß die eher moderaten Elemente in der alten Bush-Administration um Scowcroft und Eagleburger sagten, das geht zu weit, das können wir so nicht durchsetzen. Trotzdem kam es dann zum Golfkrieg, der auch manipuliert war. Die amerikanische Botschafterin sagte damals zu Saddam Hussein: Das ist eine innerarabische Frage, mach' ruhig mit Kuwait, was du willst. Und Saddam Hussein war so dumm, in die Falle zu laufen. Dennoch gab es letztlich Elemente in Amerika, die eine vollkommen unilaterale, imperiale Politik blockierten.
Dann hat Bush die Wahl, schon wegen der Wirtschaftslage, gegen Clinton verloren. Aber die Neokonservativen blieben in den acht Clinton-Jahren aktiv. Richard Perle schlug 1996 eine Gegenposition zu Clintons Osloer Friedenspolitik vor, den sog. "Sauberen Bruch" (Clean Break): Nicht Frieden zwischen Israel und Palästina, sondern Beseitigen aller israelfeindlichen Regierungen in der Region - Syrien, Irak, Iran - durch "Regimewechsel". Diese Politik wurde vom damaligen Ministerpräsidenten Israels Netanjahu übernommen.
Am 3. Januar 2001 warnte LaRouche in einem Internetforum in Washington, die Regierung Bush junior werde vor Finanzschwierigkeiten stehen, die völlig außer ihrer Kontrolle seien, und deshalb bestünde die Gefahr, daß sie einen "Reichstagsbrand" inszenieren würde, um diktatorische und imperiale Politik durchzusetzen. Das war drei Wochen, bevor Bush ins Weiße Haus einzog, und neun Monate vor dem 11. September.
Wir alle wissen, was nach dem 11. September geschah. Am nächsten Tag trat Cheney vor die Presse und sagte, Saddam Hussein stecke dahinter - ohne irgendeinen Beweis. Der Krieg gegen Afghanistan und den Irak wurde vorbereitet. Der "Reichstagsbrand" hatte stattgefunden. Wolsey, der ehemalige CIA-Chef, sprach damals davon, daß der Krieg gegen den Terrorismus "hundert Jahre" dauern würde - die Idee des permanenten Krieges.
Ähnlich wie Henry Kissinger, der 1974 in seinem Dokument NSSM-200 sagte, man müsse verhindern, daß Länder der Dritten Welt zuviel Bevölkerung haben. Alle Rohstoffe gehörten den USA, deshalb müsse man durch Bevölkerungskontrolle eine zu große Vermehrung dieser Bevölkerung verhindern. Zu derselben Geistesrichtung gehört auch Brzezinski mit seinem "Großen Spiel", der Krieg um die Rohstoffe vor allem in Zentralasien, und natürlich Bernhard Lewis mit seinem Konzept vom "Krisenbogen".
Wie entstand die jetzige Krise? Im September veröffentlichte die dänische Zeitung Jyllands-Posten die berühmten Karikaturen. Jyllands-Posten hatte vorher 22 ehemalige Botschafter, die in der arabischen Welt tätig waren, befragt, ob es möglich wäre, solche Karikaturen zu veröffentlichen, und alle 22 meinten, auf keinen Fall, das wäre eine Provokation. Sie haben es doch getan. Ein paar Monate war es im Hintergrund, aber dann ist es schließlich explodiert.
Jyllands-Posten hat eine Denkfabrik namens CEPOS gegründet, und dort sitzt im Vorstand niemand anderes als der Mentor der Neocons, George Shultz. Richard Pipes hat engste Beziehungen zu dieser Denkfabrik. Also muß man davon ausgehen, daß dies eine bewußte Manipulation ist.
Dann haben ein paar hundert Fundamentalisten dänische und andere Botschaften angezündet. Wer den Einfluß des britischen Empire und z.T. auch Frankreichs in der Region kennt - mit dem Sykes-Picot-Vertrag wurde die Region in Einflußgebiete aufgeteilt, in denen man nach Belieben seine Kenntnisse nutzt - , der weiß: Es ist nicht besonders schwierig, einem Fundamentalisten ein rotes Tuch vorzuhalten, damit er gegen die Wand rennt.
Das ist in gewisser Weise die Umkehrung der Diplomatie. Die Diplomatie versucht, auf zivilisierte Weise die Konfliktpunkte zu umgehen und Lösungen zu finden. Wer den Krieg der Kulturen will, tut genau das Gegenteil. Er benutzt Konfliktpunkte, wie etwa das, was dort als Blasphemie gilt, während es in unserem Kulturkreis "Pressefreiheit" ist.
Die Frage ist, können wir als zivilisierte Menschheit eine Vision für das 21. Jahrhundert auf die Tagesordnung bringen? - Es ist im Grunde dieselbe Fragestellung wie in den Federalist Papers von Alexander Hamilton und anderen am Beginn der amerikanischen Republik. Kann sich die Menschheit eine Ordnung geben, in der wir als zivilisierte Menschen uns selbst regieren und zusammen leben können? Ich bin Optimist, ich bin der Meinung, daß die Menschheit das kann.
Die Vision, die wir für das 21. Jahrhundert brauchen, ist das Zusammenwachsen des eurasischen Kontinentes. Nachdem der Eiserne Vorhang nicht mehr vorhanden ist, gibt es keinen Grund, nicht da anzuknüpfen, wo die Entwicklung vor dem Ersten Weltkrieg aufgehört hat, mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn, der Bagdadbahn usw. D.h. daß wir ganz Eurasien über 25-50 Jahre hin wirtschaftlich integrieren und eine Friedensordnung schaffen, wo gemeinsames wirtschaftliches Interesse die bilateralen historischen Konflikte überwindet.
Wir haben dazu den Plan der Eurasischen Landbrücke entwickelt, die Idee der infrastrukturellen Integration Eurasiens. Das ist aber keineswegs auf Eurasien beschränkt, dort ist nur das Momentum, im Grunde schließt die Entwicklung über die Beringstraße die Amerikas und über Ägypten auch Afrika ein.
Ich möchte aber auf die kulturelle Seite dieser eurasischen Integration zu sprechen kommen. Ich denke, ein Dialog zwischen Kulturen wäre nicht möglich, wenn es keine universellen Prinzipien gäbe. Ich möchte auf die Schrift De pace fidei (Über den Frieden im Glauben) von Nikolaus von Kues verweisen. Er hat sie 1453 geschrieben. Konstantinopel war gerade gefallen, Mohammed II. hatte es erobert. Die Kunde, die von dieser Einnahme Konstantinopels in den Westen drang, war: Vergewaltigungen, Morde, Blasphemie. Es war eine Art "Kampf der Kulturen", wenn man das so bezeichnen kann.
Nikolaus von Kues, der Humanist, sagte, jetzt muß man einen Weg finden, einen Krieg zwischen den Religionen zu verhindern. Er schrieb diesen wunderbaren sokratischen Dialog, in dem 17 Vertreter verschiedener Religionen und Nationen zu Gott gehen - zum divinum verbum, dem "göttlichen Wort" - und sagen: "Wir töten uns alle in Deinem Namen." Jeder sagt: Gott, Allah usw. - das kann doch nicht Dein Wunsch sein, daß wir uns alle in Deinem Namen bekriegen. Kannst Du uns nicht helfen?
Gott antwortet, ihr seid doch alle als Vertreter verschiedener Religionen und Kulturen auch Philosophen. Und als Philosophen wißt ihr, daß es nur eine Wahrheit gibt. Ihr macht den Fehler, daß ihr die Worte der Propheten mit der einen Wahrheit verwechselt und die verschiedenen Traditionen mit der Botschaft Gottes.
Dann sagen sie, sollen wir zu unseren Völkern zurückkehren und ihnen, die um ihrer Religion willen soviel Blut vergossen haben, nun sagen, nehmt eine neue Religion an? Das werden sie nie akzeptieren. Gott sagt, ich rede nicht davon, eine neue Religion zu gründen, sondern, zu der einen, wahren Religion, die über allen Auslegungen steht, zurückzukommen - zu dem einen Gott, der noch über der Idee der Religion steht. Daß es nur einen Gott geben kann, da werdet ihr mir zustimmen. Sie antworten, das verstehen wir, wir gehen jetzt zu unseren Völkern und werden diese Wahrheit verkünden.
Ich habe besonders nach dem 11.September, als sich ein neuer Clash of Civilisations abzeichnete, überlegt: Ist es wirklich so? Gibt es in allen Religionen dieselbe Grundidee? Ich beschäftigte mich mit den frühen vedischen Schriften, und siehe da, das sind dieselben Ideen - daß es nur eine Wahrheit gibt, die nur von verschiedenen Seelen verschieden verstanden wird.
Ein Dialog zwischen Kulturen ist möglich, weil es universelle Prinzipien gibt, die alle Menschen vereinen. Und nachdem man diese universellen Ideen gefunden hat, kann man sich über die Vielfalt freuen. Dann ist es wunderbar, daß es verschiedene Kulturen gibt, weil diese verschiedenen Kulturen durch das eine unterliegende, universelle Prinzip verbunden sind.
Wenn man sich die Universalgeschichte anschaut, stellt man fest, daß diese universellen Ideen auch durch die Jahrhunderte gewandert sind. Etwa wenn man bedenkt, daß die europäische Zivilisation auf der griechischen Klassik gründet, die wiederum auf der ägyptischen fußt. Platon, der größte Vertreter der griechischen Klassik, hat z.B. in arabischen und islamischen Philosophen fortgelebt: Al Farabi, Al Kindi, Ibn Sina. Die Abbasiden-Dynastie der Kalifen von Bagdad Harun Al Raschid, Al Mansur, Al Mamun hat das Wissen der europäischen Kultur gerettet, nachdem es im Römischen Reich untergegangen war. Harun Al Raschid schickte Emissäre nach Griechenland, Spanien, Ägypten und trug alles Wissen zusammen und belohnte die Finder mit Gold, weil das Wissen so hoch geschätzt wurde. Aus diesem Rettungsversuch entstand die islamische Renaissance. Erst durch die Verbindung zwischen Harun Al Raschid und Karl dem Großen haben wir unsere eigenen Wurzeln im klassischen Griechenland wiederentdeckt.
Der Dialog der Kulturen verläuft nicht nur zwischen den Kulturen der Gegenwart, er pflanzt sich fort von Generation zu Generation über die Jahrhunderte und Jahrtausende. Diese Ideen sind der Grund, warum wir uns überhaupt als menschliche Wesen verständigen können. Leibniz sagte, die Tatsache, daß der Kaiser von China dieselben geometrischen Figuren entdecken konnte wie er, zeigt, daß wir zur selben menschlichen Gattung gehören.
Das ist der Weg, wie wir aus dieser Krise herauskommen können. Wir müssen unsere eigenen Hochkulturen wiederentdecken. Wir können den Dialog der Kulturen nur machen, wenn wir unsere Kultur haben. Wenn wir kulturlos sind in einer globalisierten Einheitskultur, dann gibt es keinen Stoff für einen Dialog. Wenn wir aber unsere beste Tradition, die klassische Tradition wiederbeleben und auf der Grundlage mit den besten Traditionen der Kulturen der anderen auseinandersetzen, dann ist eine Einheit und Vielfalt und eine Vielfalt in der Einheit möglich. Ich glaube, daß diese kulturelle Dimension dringend in die Debatte hineingebracht werden muß.
Zurück zur Dialog-Hauptseite: