Dezember 2001:
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"Der beste Rat ist, die Wahrheit zu sagen"

Lyndon LaRouche in Mainz
Im folgenden bringen wir Auszüge aus der Diskussion mit Lyndon LaRouche auf dem Bundesparteitag der Bürgerrechtsbewegung Solidarität am 17. November in Mainz.

LaRouche: Zuerst müssen wir gewisse Legenden über die Ereignisse in den USA am 11. September beiseite räumen. Es handelte sich um einen Putschversuch einer sehr hochrangigen Militärfraktion gegen Präsident George W. Bush. Es war kein Angriff von außen gegen die Vereinigten Staaten, sondern ein Angriff aus dem Innern. Eine Fraktion innerhalb des Sicherheitsapparats der USA versuchte einen Staatsstreich gegen den Präsidenten der USA.
Dahinter stand die Absicht, entsprechend der Ideologie Brzezinskis und anderer vom "Kampf der Kulturen" einen umfassenden Krieg loszutreten, in dem eine Milliarde Muslime sich gegenseitig und viele andere umbrächten, aus Wut über das, was im Nahen Osten bei der Ausweitung des israelisch-palästinensischen Konflikts zu einem größeren Krieg geschähe. Dazu kam es nicht.

Was geschah? Präsident Bush hat es mehrmals beschrieben. Bush mußte Florida verlassen und sich in die Präsidentenmaschine Airforce One begeben. Als er sich darin auf dem Weg nach Louisiana befand, gab der russische Präsident Putin ein Kontaktsignal. Als Bush anschließend von Louisiana aus weiter zu einem Flughafen in Nebraska flog, kam es zu einem persönlichen Telefongespräch zwischen Putin und dem Präsidenten. (Bush hat es gestern in Crawford/Texas selbst beschrieben, während Putin neben ihm stand.)

Putin sagte sinngemäß zum amerikanischen Präsidenten: "Ich weiß, daß Sie sich in einer Notlage befinden. Ich weiß, daß Sie Ihre Nuklearwaffen in Alarmbereitschaft versetzen. Wir werden unsere nicht in Alarmbereitschaft versetzen, weil wir Ihnen helfen wollen." Der amerikanische Präsident hat also mit der Hilfe des russischen Präsidenten den Staatsstreich abgewendet. Der Putschversuch wurde zwar nicht völlig niedergeschlagen, aber er war nicht erfolgreich.

Welche Leute im Umfeld der US-Regierung könnten einen solchen Staatsstreich unterstützen? Es gibt viele solche Leute - z.B. der stellvertretende Verteidigungsminister Paul Wolfowitz oder Henry Kissinger und Zbigniew Brzezinski. Viele Leute aus dieser Fraktion wollen eine Konfrontation mit China und Rußland erzwingen, indem man Syrien, den Irak und eine ganze Reihe weiterer Länder bombardiert.

Schon morgens 15 oder 20 Minuten nach 9 Uhr habe ich gesagt: "Irgendein Trottel wird versuchen, Osama Bin Laden die Schuld zu geben." Und genau das taten sie und beschlossen, Afghanistan zu bombardieren. Warum? Afghanistan und Osama Bin Laden hatten nichts mit dem Staatsstreich vom 11. September zu tun, aber sie bildeten ein erhebliches Sicherheitsproblem für Rußland. Vor dem 11. September haben Kräfte in den USA über die Taliban rußlandfeindliche Kräfte finanziell und anders unterstützt. Nach dem 11. September, als der russische Präsident durch seine indirekte, aber wirksame Intervention praktisch die USA vor einem Staatsstreich bewahrte, kam es zu einer neuen russisch-amerikanischen Vereinbarung.

"Das amerikanische Volk wird verlangen, daß wir uns an jemandem rächen. Brzezinski können wir nicht angreifen. Also greifen wir die Taliban an, weil wir sie nicht mögen. Wir greifen Osama Bin Laden an, der ohnehin nichts taugt. Außerdem bombardiert jeder Afghanistan, das ist dort schon seit den Kriegen der Briten im 19. Jahrhundert so."

Aber der Krieg gegen Afghanistan ist ein politischer Betrug. Er hat reale Hintergründe, aber mit dem 11. September hat er nichts zu tun. Es ist eine nachvollziehbare Reflexhandlung auf die Umstände, welche zu den Ereignissen des 11. September führten. Diese Dinge werden nur nicht offen gesagt. Weder hier in Deutschland noch in den USA spricht z.B. jemand über die Frage, welche Rolle Israel in der Sache spielt. Ökumene statt Religionskrieg

LaRouche: Die Vorstellung, man könne Politik und Religion nicht voneinander trennen, ist äußerst gefährlich. Das wissen wir aus vielfältigen Erfahrungen der europäischen Geschichte. Papst Johannes Paul II. hat völlig zu Recht die Kreuzzüge als großen Fehler verurteilt. Besonders destruktiv war die Zeit vom Zweiten Kreuzzug bis zum 13. Jahrhundert, und die negativen Auswirkungen davon setzten sich fort im Hundertjährigen Krieg und in den Rosenkriegen in England. Dann inszenierte Venedig zwischen 1511 und 1648 eine ganze Reihe von Religionskriegen, um die Gründung und Konsolidierung moderner Nationalstaaten, die es als Bedrohung seiner Finanziersinteressen ansah, zu verhindern.
Wir wissen also aus der europäischen Geschichte, daß Religionskriege unausweichlich immer in einem finsteren Zeitalter enden. Deshalb sind Kriege im Namen der Religion das vielleicht schwerste aller Verbrechen.

Wir brauchen dagegen eine ökumenische Herangehensweise. Vergessen wir die dogmatischen Aspekte der Religionen. Finden wir statt dessen heraus, was das grundlegend Gemeinsame an Christentum, Judentum und Islam ist, wie es sich im deutschen Reformjudentum und der polnischen jiddischen Renaissance und im Islam als einem Nebenprodukt christlicher Einflüsse widerspiegelt.

Was ist dabei das Entscheidende? Wir alle sind uns einig, daß der Mensch nach dem Abbild des Schöpfers des Universums geschaffen ist. Das heißt, der Mensch ist etwas Besonderes, er ist anders als die Tiere. Weil der Mensch Abbild des Schöpfers ist, muß das menschliche Leben mit entsprechendem Respekt behandelt werden. Dies ist im Sinne des Naturrechts das Gemeinsame an Christentum, Judentum (besonders bei Moses Mendelssohn) und Islam, und auf dieser Grundlage müssen wir einen ökumenischen Dialog führen.

Die Taliban etwa behandeln ihre Frauen nicht als gleichwertige Abbilder Gottes. Sie verletzen das Naturrecht.

Schwieriger wird es in einigen anderen Teilen der Welt. Es gibt gewisse Überzeugungen, die man nicht als Religion bezeichnen kann, eher als "ethischen Glauben", von denen der Konfuzianismus dem Christentum am nächsten steht. Einige davon glauben nicht daran, daß der Mensch sich grundlegend von den Tieren unterscheidet. Wie geht man in diesem Fall vor?

Ein gutes Beispiel ist Matteo Ricci, der kürzlich von Papst Johannes Paul II. geehrt wurde, ein großer Jesuitenmissionar, der lange in China lebte und dort viel bewirkte. Wir müssen dem Vorbild Riccis folgen, indem wir mit Nationen und Regierungen, die mit unserem Menschenbild nicht übereinstimmen, zusammenarbeiten und versuchen, sie dafür zu gewinnen.

Unsere Methode muß also im Kern ökumenisch sein. Nicht im Sinne eines Pantheons, denn nicht alle Religionen sind gleich. Aber man darf niemals um der Religion willen Krieg führen.

Ich habe aus eigener Erfahrung festgestellt, daß es Fanatiker gibt, die sich Moslems nennen. Aber das ist kein grundsätzliches Hindernis. Wir können die Entwicklung im Islam beeinflussen, wenn wir etwas tun, was im Zusammenhang mit dem Afghanistankrieg gerade nicht getan wird: die Wahrheit sagen. Nur dann haben wir die Chance, daß die Menschen uns vertrauen. Wir brauchen ein starkes Bündnis aller, die dieses Menschenbild vertreten. Taliban sind ein Nebenprodukt

LaRouche: Man muß leider sagen: Heutzutage läuft die Politik so. Nach allem, was ich über die heutige Politik weiß - und das ist nicht wenig - , muß ich sagen: Sie ist im wesentlichen völlig irrational. In den Parlamenten wird mehr gelogen als alles andere. Und dann trifft man politische Entscheidungen auf der Grundlage eines parlamentarischen Prozesses, sogenannte "Kompromisse", bei denen am Ende herauskommt, daß Menschen umgebracht werden. Und genau das geschah hier.
Waren die Taliban und Bin Laden Schuld an den Angriffen in den USA? Nein. Sind Bin Ladens Leute Terroristen? Ja, natürlich sind sie das. Wer hat diese Terroristen aufgebaut? Die USA, Großbritannien und Israel.

Die Operation begann in den 70er Jahren unter der Führung von Zbigniew Brzezinski. Brzezinski hatte Jimmy Carter als Präsidentschaftskandidaten ausgesucht und hatte bestimmenden Einfluß auf die Regierung Carter. Brzezinski hat damals den Afghanistankrieg angefangen. Er rekrutierte Leute aus dem Islamischen Dschihad in Ägypten und andere Freiwillige für einen Krieg in Afghanistan. Sie organisierten einen Putsch gegen die sowjetfreundliche afghanische Regierung und lockten damit die sowjetischen Truppen nach Afghanistan, die der gestürzten Regierung beistehen sollten. Dann dauerte der Krieg von 1979 bis 1988.

Und wer ist Osama Bin Laden? Er kam aus einem Teil Saudi-Arabiens in der Nähe des Jemen, ein Playboy mit abstoßendem Lebenswandel, den die Amerikaner für ihre Zwecke benutzten. Die Taliban waren ein Nebenprodukt dieser anglo-amerikanischen Geheimdienstoperation. Auch der israelische Geheimdienst, der zu großen Teilen "privatisiert" ist, mischte dabei überall mit.

Mit diesen Leuten mußte ich mich persönlich herumschlagen. Ich sprach [Anfang der 80er Jahre] mit verschiedenen Leuten an der Spitze des Nationalen Sicherheitsrats der USA über das SDI-Programm, wie es später hieß. Aber gleichzeitig organisierten andere Kreise des Sicherheitsrats, verkörpert durch Oliver North, George Bush (senior) und andere Leute, die meine Feinde waren, die sogenannte "Iran-Contra-Operation", wobei sie private Söldnergruppen, die sich aus Drogen- und Waffenhandel finanzierten, als Ersatz für reguläre Truppen einsetzten.

Die Taliban und Osama Bin Laden sind also nur ein Nebenprodukt dieser Politik der USA, Englands und Israels. Die Taliban finanzieren sich aus Drogenhandel, ein großer Teil der Opiumprodukte in Europa stammt aus jenem Teil der Welt. Die meisten Terroroperationen auf der Welt finanzieren sich mit solchen illegalen Geschäften.

Das sollte offensichtlich beendet werden. Wir sollten den ganzen illegalen Rauschgift- und Waffenhandel auf der Welt unterbinden und diesen von Amerika, England und Israel geschaffenen Sumpf austrocknen. Diese Leute sind Killer. Man muß sie finden und einsperren. Aber es muß nach rechtsstaatlichen Prinzipien zugehen. Nationalstaaten zu zerstören und die afghanische Bevölkerung zu bombardieren, ist natürlich nicht die Lösung. Im Vordergrund stand dabei die Vergeltung. Die Amerikaner hatten 5000-6000 Menschen verloren und wollten Rache. Man wählte das afghanische Volk, weil es sich als Ziel gerade anbot...

Deutsche, Franzosen, Italiener u.a. müssen damit aufhören, sich wie geistige Gefangene der anglo-amerikanischen Besatzungsmacht zu verhalten. Sie müssen endlich auch daran denken, welche Verantwortung sie als Teil der europäischen Zivilisation mit allen ihren Vorteilen für die Welt als Ganze tragen. Sie müssen darüber nachdenken, was für eine Welt sie wollen, und das auch zum Ausdruck bringen. Mehr kann ein Land wie Deutschland nicht tun. Dann werden andere Menschen in anderen Ländern dem hoffentlich zustimmen, so daß ein Konzert souveräner Nationen vielleicht ein Problem lösen kann, das sonst nicht zu lösen wäre. Was mir in Deutschland und Kontinentaleuropa allgemein Sorge macht, ist, daß man sich praktisch als Kolonie oder Satrapie der anglo-amerikanischen Besatzer sieht. Die physische Vorherrschaft der Besatzer ist nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist die innere Unterwerfung der Europäer selbst. Sie hindert sie daran, klar zu denken.

Wir alle sollten Verantwortung für die Welt übernehmen. Wir sollten grundsätzlich davon ausgehen, daß unsere Regierungen als Instrument souveräner Nationen über die Lage in allen Teilen der Welt mitreden können.

Mendelssohn und die deutschen Juden

LaRouche: Man versteht die Rolle der Juden in der neuzeitlichen deutschen und europäischen Geschichte am besten, wenn man den Fall Moses Mendelssohn betrachtet. In der gesamten Zeit bis zur Zusammenarbeit zwischen Mendelssohn und Lessing galten die Juden in Deutschland praktisch als Unpersonen. Nur ganz wenige von ihnen hatten gewisse Rechte, die meisten lebten unter den denkbar bedrückendsten Verhältnissen.

Doch dann kam die Judenemanzipation, zuerst in Österreich unter Joseph II. und dann in Deutschland, vor allem Preußen, aber auch Sachsen. Berlin und Leipzig waren dabei wichtige Zentren. Die Emanzipation brachte dank des Einflusses von Moses Mendelssohn und der klassischen Renaissance eine Fülle großer Künstler, Wissenschaftler usw. hervor. So entstand das Phänomen des deutschen Juden, das es vor Lessing so nicht gegeben hatte.

Was mir an diesem seltsamen Mahnmal, das in Berlin gebaut wird, nicht gefällt, sind die leeren Stelen. Wo bleibt da die Ehrung der deutschen Juden? Was ist mit all den Juden, die in Deutschland ab Ende des 18. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert hinein zu den wertvollsten Bürgern und wichtigsten Trägern der Kultur gehörten? Was soll ein Mahnmal zu Ehren der deutschen Juden, wenn man die großen jüdischen Persönlichkeiten - nicht nur Albert Einstein, sondern auch alle anderen - dabei nicht ausdrücklich ehrt? Wenn man die Juden aus der neueren deutschen Kultur herausnimmt, bleibt überhaupt keine deutsche Kultur. Leider wurde die deutsche Kultur zerstört, sonst wüßte jeder, wer Heine oder Moses Mendelssohn oder die großen jüdischen Wissenschaftler waren.

Der Betrug der Embryonenforschung

Wernadskij hat bewiesen, daß es in unserem Universum drei klar unterscheidbare Klassen universeller physikalischer Prinzipien gibt - und zwar überall im Universum. Das eine sind die sog. "abiotischen Prinzipien" nichtlebender Prozesse. Diese existieren jedoch nicht unabhängig für sich allein. Das zweite Prinzip ist das Prinzip des Lebens, das nicht von abiotischen oder "mechanischen" Prinzipien ableitbar ist. Das dritte ist das Erkenntnisprinzip (Kognition): eine Fähigkeit, das Universum zu verändern, die nur im Geist des Menschen existiert. Der Mensch ist also ein Lebewesen, aber er ist auch mehr als das: Er ist ein Erkenntniswesen. Das ist die buchstäbliche, physikalische Bedeutung des Begriffs vom Menschen als lebendigem Abbild Gottes. Diese Erkenntnisqualität durchzieht das ganze Universum, drückt sich aber nur in einer Spezies, dem Menschen, aus.

Wenn also jemand behauptet, er könne Leben aus Nichtleben erzeugen, ist das keine Wissenschaft, sondern Betrug. Wer behauptet, er könne aus biologischen Prozessen Intelligenz erzeugen, betreibt einen Betrug.

Und die Diskussion um die angebliche Notwendigkeit der embryonalen Stammzellforschung ist eine Gehirnwäsche mit der Absicht, die Idee vom Menschen herabzuwürdigen. Es verstößt gegen das Gesetz, und es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund, so etwas zu machen. Man braucht überhaupt keine Embryonen, um daraus Stammzellen zu gewinnen: Die besten Stammzellen für einen Menschen sind solche aus seinem eigenen Körper. Diese adulten Stammzellen kann man extrahieren und daraus Zellkulturen und Gewebe züchten.

LaRouche: Bei derartigen Ermittlungen ist es ähnlich wie bei der Jagd. Man kennt nicht den Namen des Tieres, aber man weiß aus der Spur, was für ein Tier es ist. Aus den begrenzten Tatsachen, die uns über die Tat vom 11. September bekannt sind, kann man Schlüsse ziehen, wenn man dafür die notwendigen Grundkenntnisse besitzt. Es muß eine Kommandostruktur auf der obersten Ebene der militärischen Planung gegeben haben, die nach der Methode von Sondereinsatzkommandos vorging. Dabei wurden bestimmte Sicherheitsmaßnahmen, die funktionieren oder nicht funktionieren sollten, gezielt ein- oder ausgeschaltet.

Das konnte niemand von außerhalb der Vereinigten Staaten tun. Es mußte jemand innerhalb der höchsten Ebene der Kommandostruktur sein, darunter Leute im aktiven Dienst im Militär- und Sicherheitsapparat. Das ist ja auch die Regel bei Militärcoups. So war es z.B. in Deutschland gleich zweimal im Januar und im Februar 1933. So werden Staatsstreiche gemacht.

Wir wissen also nicht genau, wer es war, aber wir wissen, wie sie es gemacht haben, wir kennen ihre Motive und ihre Ziele. Ihr Motiv war vor allem Brzezinskis "Krieg der Kulturen", ein Krieg in Eurasien. Sie wollen einen islamischen Krieg gegen die Zivilisation provozieren. Nicht in dem Sinne, daß der Islam vereint gegen Europa kämpft, sondern in Form von Krieg und Zerstörung islamischer Gruppen untereinander. Sie wollen nationale und religiöse Unterschiede benutzen, um inner- und außerhalb der islamischen Welt Kriege zu schüren und auf diese Weise eine Situation schaffen, in der Entwicklung und Zusammenarbeit in Eurasien unmöglich ist. Nichts anderes sagt Brzezinski. Lesen Sie sein Buch Die einzige Weltmacht, studieren Sie die ganze Vorgeschichte, dann sehen Sie es.

Die Besonderheit bei dem Ganzen war, daß dieser Staatsstreichsversuch im Zusammenhang mit dem größten Finanzkrach der ganzen neuzeitlichen Geschichte geschah, der jetzt gerade abläuft. Halten Sie sich vor Augen: Das anglo-amerikanische Finanzierssystem, das die Welt kontrollieren wollte und gedacht hatte, nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems die völlige Macht über die ganze Welt zu besitzen, steht nur zehn Jahre danach vor dem Aus! Was geschieht mit einer oligarchischen Macht, die spürt, daß ihr Ende kommt? Sie sagt: "Wenn wir die Welt nicht beherrschen können, werden wir sie zerstören."

Es gibt eine Alternative. Es gibt in Eurasien eine Tendenz zur Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft sowie Sicherheit und Stabilität, die sich derzeit am deutlichsten im Verhältnis Rußlands zu anderen eurasischen Nationen zeigt. Insbesondere in Deutschland gibt es einen starken Impuls für den Handel mit Rußland und China. Dies sind ja auch die beiden einzigen Teile der Welt, wo die deutschen Exporte zunehmen, überall sonst schrumpfen sie.

Die Menschen in Asien brauchen Mittel, um ihre wenig produktiven Gebiete und Bevölkerungen produktiver zu machen. China etwa braucht Tausende neue städtische Zentren, um seine Bevölkerung unterzubringen und ihre Lebensumstände zu verbessern. Dazu brauchen diese Städte Technologie, und gleichzeitig muß die landwirtschaftliche Produktion durch Investitionen gesteigert werden. Wir in Europa können viel davon liefern. Wir sollten entsprechende langfristige Vereinbarungen darüber abschließen, die auch für uns von Nutzen sind. Zusammen mit Asien können wir ein Verkehrsnetz durch Eurasien bauen, vom Atlantik zum Pazifik, so daß der Gütertransport über Land billiger und profitabler wird als auf dem Seeweg.

Das ist eine große Chance, und der Feind weiß das. Auch wenn der Bundeskanzler sich schwankend verhält, ist diese Idee der deutschen Exporte nach Rußland und China ein Gedanke, der in der deutschen Führung große Priorität besitzt. Schließlich ist das ganz natürlich. Genauso ist es in Italien, und in Frankreich wird es auch bald so sein. Die Anglo-Amerikaner sehen darin eine große Gefahr. Sie sagen: "Moment mal! Wir werden nicht mehr gebraucht! Dann sind wir doch höchstens noch Partner, aber wir können nicht mehr die Welt regieren. Wenn unser System einstürzt, könnten diese Leute sich im allgemeinen Zusammenbruch zum Überleben auf diese Alternative stützen." Und dann sagen Leute wie Brzezinski: "Nein! Wir werden die Welt lieber zerstören, als daß wir das zulassen!"

Solche Diskussionen gab es schon im Juli 2000 beim New Yorker Council on Foreign Relations. Es gab viele Diskussionen in dieser Richtung in Denkfabriken, politischen Einrichtungen und Publikationen.

Es gab also eine Handlung, die in eine bestimmte Richtung zielte. Wir wissen nicht, wer die Täter waren. Wir haben eine Liste von Verdächtigen, aber wissen es nicht genau - noch nicht. Wir wissen aber, was für eine Spezies es war. Zweitens kennen wir das Motiv. Und drittens betrifft das Motiv auch ganz speziell die Frage des Nahostfriedens, der Osloer Verträge.

Es war gut, daß Präsident Clinton sich um den Nahostfrieden sorgte, aber er machte einen sehr großen Fehler, als er sich von Barak irreführen und einschüchtern ließ. Arafat hatte in Camp David allem zugestimmt, was ein Palästinenserführer prinzipiell zulassen kann, um einen Frieden zu erreichen. Aber dann erhob Barak eine zusätzliche Forderung zum Al Haram Al Scharif (Tempelberg), der kein arabischer Spitzenpolitiker jemals zustimmen könnte, und so weit hätte es nicht kommen dürfen. Das ist eine Frage, die automatisch in einen Religionskrieg führt.

Die israelische Militärführung benutzt Scharon als politische Marionette, um einen Religionskrieg anzuzetteln. Scharon ist nicht entscheidend, sondern diese Leute. Sie würden Scharon morgen umbringen, wenn sie überzeugt wären, daß dies ihren Zielen diente - so wie sie es schon mit dem Minister Ze'evi gemacht haben. Ihr Ziel ist ein allgemeiner Krieg im Nahen Osten gegen den Irak und gegen Syrien, der sich auf die ganze Region ausweitet: Sudan, Ägypten, vielleicht Somalia. Das ist ihre Politik.

An einem kritischen Punkt organisiert nun jemand einen Putsch gegen den Präsidenten der USA, um dieser Poliitk Vorschub zu leisten und einen "Krieg der Kulturen" auszulösen. Sie wollen verhindern, daß Eurasien sich zusammenschließt, und in einem Augenblick der Krise, der ihnen günstig erscheint, ihre Chance ergreifen. Damit haben wir es zu tun. Wir hatten Glück, daß inmitten dieses Putschversuchs etwas von historischer Bedeutung geschah, daß nämlich Rußlands Präsident Putin genau richtig und rechtzeitig intervenierte, um den Putsch aufzuhalten - allerdings ohne daß die Sache endgültig gelöst wäre.

Mein Problem ist nun zu überlegen, wie die Regierung der Vereinigten Staaten aus diesem Schlamassel in Afghanistan wieder herauskommen kann...

Präsident Bush ist der, als den ich ihn von Anfang an beschrieben habe. Alle diesbezüglichen Voraussagen meinerseits sind eingetroffen. Doch am 11. September widerfuhr Bush eine gewisses Maß an "Erleuchtung": Als er auf dem Weg nach Nebraska über Funk Putins Stimme hörte, begriff er schlagartig, daß sein Freund Putin, der Präsident Rußlands, ihm dabei helfen wollte, die Regierung und die Vereinigten Staaten zu retten.

Der amtierende Präsident der USA hat ein Problem. Er hat keine Chance, als Präsident zu überleben, wenn er die alte Politik beibehält. Es geht ihm wie dem Mann, den man ins Wasser geworfen hat, und der nun schreit: "Werft mich nicht ins Wasser, ich kann nicht schwimmen." Man muß ihm zurufen: "Du bist aber schon im Wasser, also fang besser damit an."


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