| November 2001: |
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Wenn es an diesem Tag möglicherweise auch einiges an materieller Kost fehlte, so gab es umso reichlichere geistige Nahrung. In einer politischen Tour d'horizon gab Helga Zepp-LaRouche weit mehr als einen bloßen "Rechenschaftsbericht". Illusionslos beschrieb sie die strategische Lage ("schleichender Militärputsch in den USA vor dem Hintergrund eines systemischen Finanzkollapses"); schonungslos deckte sie die Schwäche der rot-grünen Regierungskoalition auf, die u.a. bei der "gestrigen Farce im Bundestag" für jeden sichtbar geworden sei ("Pyrrhus-Sieg von Schröder, bei dem, wie die FAZ bemerkt, die Grünen nicht für Schröder, sondern für ihr eigenes Siechtum gestimmt haben"), ebenso die erschreckende Hilflosigkeit der Opposition, die zu der "hochdramatischen und komplexen internationalen Lage" ebensowenig zu sagen habe wie die Bundesregierung.
Kein einziger Redner habe im Bundestag auch nur andeutungsweise erwähnt, daß in Frankreich brisante Informationen an die Öffentlichkeit gelangen, welche "die von uns bereits am 11. September aufgestellte Hypothese eines Militärputschversuches in den USA" bestätigten. Wie Zepp-LaRouche bereits in einer - u.a. dem gesamten Bundestag zugesandten - BüSo-Stellungnahme am Tag vor der Bundestagsdebatte betont hatte, sei damit der Anwendung von Art. 5 des NATO-Vertrags die Grundlage entzogen. Damit hätte die Debatte über die Entsendung der Bundeswehr nach Afghanistan und andere Länder eigentlich eine ganz andere Funktion haben müssen, erklärte Zepp-LaRouche - vor allem die, über Ursachen, Motive und wirkliche (amerikanische) Hintermänner der Anschläge vom 11. September und die äußerst komplexe Weltlage zu diskutieren. Die deutsche politische Klasse lasse noch nicht einmal andeutungsweise erkennen, daß sie die enorme strategische Bedeutung des Telefongesprächs zwischen Bush und Putin am 11. September erfaßt habe.
Die erschreckende Hilflosigkeit der deutschen Politiker sei nur dadurch zu erklären, daß zwei Grundtatsachen der aktuellen Weltpolitik hier in Deutschland völlig tabu seien: erstens, daß "wir derzeit die Endphase der systemischen Finanzkrise durchleben, deren Zentrum sich in den USA befindet", und zweitens, daß die anglo-amerikanischen Finanzkreise, die mit allen Mitteln an der Macht bleiben wollen, darauf mit einer "Neuauflage der Geopolitik" reagieren.
"Wie kann eine numerisch so kleine Partei wie die BüSo ein so umfassendes Programm, dem noch dazu die Staaten der G-7 zustimmen müssen, überhaupt durchsetzen? Erstens sind wir die einzige Partei, die überhaupt eine konkrete Vorstellung von einem Ausweg aus der Krise hat. Und zweitens wird der Absturz in ein tiefes finsteres Zeitalter und ein globales Chaos nur zu verhindern sein durch den Einfluß, den wir und Lyndon LaRouche persönlich in vielen Staaten der Welt mit unseren Ideen, mit dem Neuen Bretton Woods, nehmen können. Unsere Glaubwürdigkeit ist während der letzten zwölf Jahre enorm gestiegen. Wir waren die Autoren des Programms des Produktiven Dreiecks, wir haben das Programm der Eurasischen Landbrücke vorgeschlagen und unzählige Konferenzen in der ganzen Welt veranstaltet. Inzwischen wird die Eurasische Landbrücke Realität, und in dem Maße, wie die anderen Institutionen und Parteien kollabieren und sich diskreditieren - so wie wir das gestern im Bundestag par excellence erlebt haben - , werden unsere Netzwerke in der Welt die Alternative darstellen."
Im zweiten Teil ihrer Rede beschäftigte Zepp-LaRouche sich mit der "moralischen und kulturellen Renaissance", die für den Ausweg aus dieser chaotischen Weltlage unerläßlich ist (diesen Teil der Rede finden Sie hier im Wortlaut). "Nur wenn die Kulturen dieser Welt nicht nur infrastrukturell verbunden sind, sondern sich auch im Geist der Liebe umarmen, wird die Menschheit erwachsen werden", erklärte sie abschließend unter großem Beifall. Einen Ausschnitt aus der anschließenden intensiven Debatte finden Sie auf hier.
LaRouche schloß: "Es ist eine Zeit großer weltweiter Gefahr, aber es ist auch eine Zeit großer Chancen. Ob die Gefahr gemeistert wird, hängt davon ab, wieviele Führungspersonen aus der Bevölkerung hervortreten und mit der Qualität, die Schiller das Erhabene nennt, den anderen Menschen vorangehen."
In der Fortführung der Diskussion beantwortete LaRouche Fragen der Teilnehmer, darunter afrikanische BüSo-Mitglieder, die nicht nur wissen wollten, was sie hier im deutschen Exil für ihren "zerstörten Kontinent" tun können (LaRouche: "Ohne ein neues Bretton Woods und die Eurasische Landbrücke ist Afrika verloren, aber in einem neuen, gerechten Währungssystem und mit der Landbrücke hat Afrika ein ungeheures Entwicklungspotential"), sondern auch die offensichtliche "Gretchenfrage" stellten: "Warum wird die Zivilbevölkerung Afghanistans bombardiert, wenn es sich bei dem Anschlag vom 11. September um einen Putschversuch gegen die US-Regierung handelt?"
LaRouche antwortete, der Grund sei die Irrationalität der jetzigen Politik, die, anstatt die Finanz-, d.h. vor allem Drogenquellen der Taliban auszutrocknen und dadurch die logistische Struktur dieser und anderer internationalen Terrornetze zu zerstören, weitgehend aus "Rache" ein ganzes Volk bombardiere. Nur wenn LaRouche selbst international und in den USA größeren Einfluß bekomme, werde dieser Wahnsinn aufhören.
Natürlich ging es bei den Diskussionen auch um die Frage, wie die BüSo ihren Einfluß vergrößern und die Öffentlichkeitsarbeit verbessern kann. Betont wurde hier das Internet - seit einigen Wochen gibt es auf unserer BüSo-Homepage zusätzlich zu den wöchentlichen BüSo-Schlagzeilen der Woche die Rubrik Aktuelle Nachrichten, die jeden Montag, Mittwoch und Freitag aktualisiert werden - , die erhöhte Zirkulation der BüSo-Publikationen (vor allem der Abonnements der Neuen Solidarität, unserer Mitgliederzeitung), die verstärkte Präsenz vor Ort (durch Büchertische, Infostände etc. gerade bei Wahlkämpfen) sowie die einfache, aber effektive "Mund-zu-Mund-Propaganda". Die gut besuchten regelmäßigen Veranstaltungen und die gestiegenen Mitgliederzahlen (plus 15% seit Ende 2000) zeigen, daß sich die systematische Öffentlichkeitsarbeit der BüSo auszahlt. Doch stimmten alle Teilnehmer der Einschätzung zu, daß das angesichts der hochbrisanten Lage bei weitem nicht ausreicht.
Einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit diente auch eine Resolution des Bundesvorstands, die - bei aller gebotenen Kürze - die wesentlichen Gedanken der Rede von Frau Zepp-LaRouche enthielt, und die per Akklamation verabschiedet wurde. Bei den während des Parteitags abgehaltenen Vorstandswahlen wurde der BüSo-Bundesvorstand genauso bestätigt wie die Bundesschiedskommission. (Bundesvorsitzende: Helga Zepp-LaRouche, ihre drei Stellvertreter: Anno Hellenbroich, Hartmut Cramer und Renate Leffek, sowie fünf weitere Bundesvorstandsmitglieder: Helmut Eichinger, Elke Fimmen, Frank Hahn, Walter vom Stein und Karl-Michael Vitt).
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