Oktober 2004:
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Bush auf der Couch

Dr. Justin Frank, Bush auf der Couch
Neben den üblichen Veralberungen von Politikern, war es an der Zeit, eine Abhandlung über den tatsächlichen Geisteszustand eines der mächtigsten Männer der Welt zu veröffentlichen, was auf die zunehmende Degeneration der gesamten Elite schließen läßt.

Buchbesprechung. Dr. Justin Frank, "Bush auf der Couch - Wie denkt und fühlt George W. Bush", 272 Seiten, Psychosozial-Verlag Gießen, ISBN 3-89806-405-0, Oktober 2004, Euro 24,90.

"Hat der Präsident einen Mann im Ohr?" lauteten die sarkastischen Kommentare führender europäischer und amerikanischer Medien nach dem ersten Fernsehduell zwischen Bush und Kerry. Auf die Frage, was es mit der deutlich erkennbaren, mysteriösen Ausbuchtung unter dem Anzugsjackett auf dem Rücken des Präsidenten auf sich gehabt habe, meinte Kerrys Vizekandidat Edwards trocken, es handle sich wohl um "Bushs Batterie". Andere Zeitungskommentatoren munkelten, Bush habe sich über ein "drahtloses Hörgerät" während der Debatte die Antworten von seinen Beratern "einflüstern" lassen. Dies erkläre vielleicht, warum er mitten im Fernsehduell, ohne daß ihn jemand unterbrochen hatte, ausrief: "Lassen Sie mich ausreden."

Hintergrund der sarkastischen Pressekommentare zu Bushs Geisteszustand ist ein Buch, das im Spätsommer in den USA erschienen ist, Bush on the Couch von Dr. Justin Frank (siehe Neue Solidarität Nr.41/2004). Der Autor liefert darin auf der Grundlage jahrzehntelanger Erfahrungen als Psychoanalytiker ein einsichtsvolles Porträt des Präsidenten des mächtigsten Landes der Welt. Die Quintessenz des Buchs ist: George W. Bush leide unter erheblichen geistigen Störungen und eine Wiederwahl Bushs gefährde die Weltsicherheit.

Dr. Frank liefert eine Fallstudie in angewandter Psychoanalyse; es handelt sich dabei um ein neues Forschungsgebiet, wobei Gruppen erfahrener Psychiater anhand der Fülle klinisch verwertbarer Daten Persönlichkeitsprofile führender Politiker erstellen.

Vor einigen Jahren gründete der amerikanische Nachrichtendienst eine Einheit für Angewandte Psychoanalyse unter der Leitung von Dr. Jerrold M. Post, einem Kollegen Dr. Franks am Medizinischen Zentrum der George-Washington-Universität. Sie erstellt Profile ausländischer Politiker, Dr. Frank hat dieselben Techniken auf den Präsidenten der USA angewandt.

Dr. Frank stützte seine Arbeit auf z.T. bisher unveröffentlichte Filmaufnahmen, Mitschnitte von Reden und Interviews des Präsidenten. Redetexte des Präsidenten wurden sprachlich analysiert und bekanntes Material über George W. Bush, seine Familie und Berater neu ausgewertet.

Wir erhalten das Porträt eines Menschen, des 43. Präsidenten der USA, der unter einer ganzen Reihe (heilbarer) psychologischer Störungen leidet: Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivität-Störung (ADHD), ungeheilter Alkoholismus ("trockener Trinker"), Größenwahn, Verfolgungswahn, Ödipuskomplex, Sadismus, eine milde Form des Tourette-Syndroms sowie eine eingeschränkte Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen Einbildung und Wirklichkeit. Die Ursache für diese Probleme sieht Dr. Frank in der Unfähigkeit Bushs, mit seinen aus der Kindheit rührenden tiefsitzenden schweren Ängsten und destruktiven Tendenzen fertig zu werden.

Auf den ersten Blick wirke der Präsident wie ein ganz umgänglicher Mensch, der oft Witze auf Lager hat und mit Reportern frotzelt, schreibt Frank. Bei genauerem Hinsehen jedoch merke man, daß Bushs Gehabe Fassade sei und Wort und Tat weit auseinanderklafften.

Kindheitstrauma

Frank stützt sich auf die Erkenntnismethode der Kinderpsychoanalytikerin Melanie Klein. Er erklärt, im Falle George W. Bushs seien offensichtlich tiefsitzende, nicht bewältigte Ängste, die aus einem in früher Kindheit angelegten "destruktiven" Impuls herrührten, die Ursache paranoiden Verhaltens.

Aus reichem Elternhaus stammend, erlebte George als ältestes von vier Kindern eine Kindheit in einer Umgebung, wo der Vater die meiste Zeit abwesend war. Die Mutter Barbara Bush beschreibt Frank als ausgesprochen kalte und die Kinder züchtigende Person. Ein schweres Trauma erfuhr George im Alter von sieben Jahren, als seine drei Jahre jüngere Schwester Robyn an Leukämie starb. Er erfuhr erst nach dem Tod der Schwester von deren Krankheit; man verbot ihm, mit ihr zu spielen, ohne den Grund dafür anzugeben. Als Robyn starb, gab es kein Familienbegräbnis. Diese in der Familie Bush existierende Unfähigkeit zu trauern und mit den eigenen Ängsten fertig zu werden, nebst einer ausgeprägten "Geheimnistuerei", habe George Bush früh geprägt.

In seiner Jugend hatte er große Lernschwierigkeiten, die er mit sportlichen Leistungen und Hyperaktivität wettzumachen und im Alkohol zu ertränken suchte. 20 Jahre lang trank George W. Bush, bis er 1985 beim religiösen Fundamentalismus Zuflucht fand. Er wurde damals nach einem Spaziergang mit dem Prediger Billy Graham ein "wiedergeborener Christ". Von jetzt an sprach Bush von sich als "Werkzeug" Gottes und von der "Sendung", die er im Namen Gottes zu erfüllen habe.

Auch wenn man nicht mehr trinkt, also "trocken" ist, merkt Frank an, bleibt das Alkoholismusproblem latent bestehen, solange man sich nicht offen mit der Ursache des Alkoholismus konfrontiert. Bush habe sich mit seinen Ängsten und destruktiven Impulsen nie konsequent auseinandergesetzt. Statt dessen habe er sie "externalisiert, d.h. sich eine paranoide Welt aufgebaut, in der die inneren Verfolger und bösen Mächte nach außen verlagert werden: Die Welt wird in Gut und Böse, Schwarz und Weiß aufgeteilt, dazwischen gibt es nichts. "Entweder ihr seid mit den USA oder gegen sie", habe Bush nach dem 11. September gesagt. Er projiziere seine destruktiven Impulse auf seine vermeintlichen Verfolger, um sein "Ich" aufrechtzuerhalten.

Wer unfähig ist, sich mit seinen Ängsten und destruktiven Impulsen zu konfrontieren, der ist nicht fähig, Verantwortung zu übernehmen. Eine solche Person wird stets versuchen, die Verantwortung auf andere abzuschieben. Statt Fehler einzusehen, wird eine solche Person vehement verneinen, Fehler begangen zu haben, und eher andere anschwärzen, stellt Frank fest.

Bush benutze die Lüge als Abwehrmechanismus, um einer Konfrontation auszuweichen. Je deutlicher wurde, daß es im Irak keine Massenvernichtungswaffen gab und Bushs Begründung des Krieges damit als Täuschung entlarvt wurde, desto mehr verstrickte er sich in die Lüge. Frank schreibt: "Je mehr er lügt, ohne daß das Folgen hat, um so unglaublicher müssen seine Lügen werden... Dabei belügt er sich und die anderen."

Ein anderes Beispiel sei der mit viel Pomp inszenierte Auftritt auf dem Flugzeugträger Lincoln, wo Bush den Krieg für beendet erklärte, als der gerade erst richtig begann. Er wolle die Fassade des "Unbesiegbaren" aufrechterhalten. Deshalb habe er in seiner ganzen Amtszeit nur elf Pressekonferenzen gehalten, die zudem mit auswendiggelernten Sätzen und Stereotypen genau einstudiert worden waren. "Primitive Verhaltensmechanismen werden dabei eingesetzt: Um die Projektion destruktiven Verhaltens nicht aufzugeben, muß er die Aufteilung in gut und böse aufrechterhalten, stets bereit und auf der Hut, irgendeinen, der nicht mit ihm übereinstimmt, zu eliminieren", schreibt Frank.

Um nicht "auseinanderzufallen", habe Bush Zuflucht im fundamentalistischen Glauben gefunden. Er wurde "wiedergeborener" Christ. Mit den Ereignissen des 11. September wurde der religiöse Fanatismus zu einem Instrument der Politik. Von jetzt an sprach Bush nur noch vom "Kreuzzug des Guten gegen das Böse". Dazu gehörte der stereotyp wiederholte Satz: "Die Bösen hassen uns, weil sie uns um unsere Freiheit, unseren Lebensstil und unseren Gott beneiden." Frank schreibt dazu: "Indem er das Böse auf diese Weise externalisiert, indem er Amerika von der Verantwortung freispricht, hat Bush seine nicht verarbeitete infantile Weltsicht in eine kämpferische und primitive Außenpolitik umgesetzt."

Verräterische Sprache

Aufschlußreich sind auch die Sprachanalysen. Bei Bush wird die Sprache selbst zu einem Abwehrmechanismus, was sich u.a. in seinen merkwürdigen Wort- und Satzverdrehungen niederschlägt. Der mächtigste Mann der Welt, schreibt Frank, liest so gut wie kein Buch. Zeitungen läßt er lieber von seinen Beratern lesen, damit die Lektüre "verdaulicher" wird. Gegenüber der Reporterin Diana Sawyer meinte Bush dazu: "Ich schaue mir flüchtig die Titel an, um einen Geschmack davon zu bekommen, was läuft." Und der Reporterin Sheey Lexie von der Zeitschrift Vanity Fair antwortete er auf die Frage nach seinen Leseschwierigkeiten: "Ich habe sie nie interviewt."

Mitten in einer Rede tauchen Sätze auf wie: "Lernt unsere Kinder?" Is(!) our children learning? Oder "Ich weiß, wie schwer es ist, Essen auf seine Familie zu tun." I know how hard it is to put food on(!) your family.

Bei den vielen Sprachschnitzern kommen öfters Dinge heraus, die er ursprünglich so nicht sagen wollte, die aber etwas über sein Wesen enthüllen. So, wenn es heißt: "Ich werde eine Außenpolitik von fremder Hand haben." I will have a foreign handed foreign policy oder "Ich bin die Person, die das Falsche am Menschen erkannt hat." I am the person who recognized the fallacy of Humans. Das geht einher mit der Tendenz, stereotype Sätze zu wiederholen und kritischen Fragen mit leeren Platitüden auszuweichen.

Unter der häufig moralisierenden Sprache des "wiedergeborenen Christen" verberge sich ein sadistischer Zug in Bushs Wesen. In seiner Kindheit, schreibt Frank, habe Bush großes Vergnügen daran gehabt, Feuerwerkskörper in Frösche zu stecken und sie explodieren zu lassen. Als Gouverneur von Texas habe er wie kein anderer vor ihm unschuldige Menschen hinrichten lassen. Die Bombardierung Bagdads und der triumphierende Stolz, womit er die Leichname der Söhne Saddam Husseins und die Gefangennahme und Erniedrigung Saddam Husseins im Fernsehen vorführen ließ, zeigten einen Menschen, der persönliche Genugtuung über die Gefangennahme und die Aussicht auf Saddams "Hinrichtung" empfand.

Ein infantil-sadistischer Zug in Bushs Verhalten komme auch in der Körpersprache wie dem bekannten "Grinsen" und häufigen unwillkürlichen Grimassen zum Ausdruck. Bei einer Feierstunde in Texas, als eine große Feuersbrunst viele Bäume zerstört hatte, sagte der damalige Gouverneur Bush zum Leiter des Forstamtes: "Hey Baummann, komm her und rede" (Hey treeman come and speak), und während jener seine Rede hielt, steckte Bush vor allen Zuhörern die Zunge heraus und blies die Backen auf wie eine Kröte.

Triumphgefühl und sichtliche Freude über den Tod oder den Schmerz, den er anderen zufügen konnte, drückte Bush während einer Wahlkampfveranstaltung in Texas im Jahre 2000 aus: "Ratet alle mal? Was glaubt ihr wohl, wird mit den drei Männern, die James Byrd ermordet haben, passieren? Sie werden den Tod erleiden!" Ebenso unverhohlen mokierte er sich über die zum Tode verurteilte Faye Tucker. Tuckers Stimme nachäffend, sagte Bush zu einer Reporterin in weinerlichem Ton: "Bitte bitte - tötet mich nicht!"

Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid anderer zeigte sich besonders eklatant am Neujahrsabend 2003/04. Es waren schon 130 000 US-Soldaten im Irak stationiert und 40 000 Menschen im Krieg gefallen. Auf die Frage, was er sich als Präsident für das neue Jahr wünsche, antwortete Bush: "Ein gesundes Knie."

Eine entscheidende Wahl

Sollte Bush trotz allem tatsächlich wiedergewählt werden, so hätte dies nach Franks Meinung nicht zuletzt damit zu tun, daß viele Amerikaner sich in ihm wiedererkennen: Sein Antiintellektualismus, seine Vorliebe für Sport und Fernsehen sowie Sprüche wie "die Welt vom Bösen befreien" kommen bei vielen (besonders Fundamentalisten) gut an.

Andererseits machen immer mehr Amerikaner mobil, um eine solche Wiederwahl zu verhindern. Die LaRouche-Bewegung verteilt dazu hunderttausende Flugblätter, in denen LaRouche vor den Folgen der Wiederwahl eines geistig instabilen Präsidenten warnt.


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