Immer peinlich, wenn jemand seine Neigungen nach außen kehrt, allzumal in Berlin. Aber um es gleich vorwegzuschicken: Das Intimleben einer politischen Person ist für uns dennoch ziemlich unerheblich und nicht nur deshalb, weil wir es ablehnen anzuerkennen, falls diese Person damit auf einen Mitleids-Bonus in der öffentlichen Meinung zielen sollte. Was uns eher interessiert, ist wenn z.B. ein Politiker "ungeschützten" Verkehr mit den ortsansässigen Privatbanken pflegt und ihnen Konzessionen entgegen des Verfassungsauftrags macht. - Pardon, nicht ganz ungeschützt, denn der Betreffende schickt ja seinen Finanzsenator vor (aber mit "ungeschützt" ist auch mehr der Schutz der sozial Schwachen im Land angemahnt). Damit ist ein statistisch nachweisbares Risiko verbunden, daß es zu einem ansteckenden Siechtum des Gemeinwohls kommt. Und wiederum: Von mehreren Outings des betreffenden Ministerpräsidenten, ist uns sicherlich das Outing von diesem August in der Financial Times das anstößigste, in dem der Landesvater gegen Berlin als Industriestandort eigens Position bezieht.
Die Äußerung Angela Merkels über den "Sanierungsfall" der deutschen Wirtschaft gibt einiges her. Sie eignet sich geradezu für eine Sanierungs-Fallstudie, die man über die derzeitige Situation machen kann: Wenn man sich mit den Ursachen der angesprochenen Mißstände beschäftigt, wird man nicht umhinkommen, das Phänomen in einer Sanierungs-Fallunterscheidung zu gliedern: Zunächst anhand der von der SPD beschlossenen Steuerbefreiung für die Veräußerung von Firmenbeteiligungen, mit denen der deutsche Mittelstand praktisch wie ein Schwein ausgebeint wurde. Zweitens am Sanierungs-Fallbeispiel des CDU-Finanzmarktfördergesetzes mit dem eben diese Aufkäufe geradezu erst ermöglicht wurden - die Rede ist von viel Geld aus der nun legalen Derivatspekulation. Als drittes kann man den persönlichen Sanierungs-Fall von Politikern nennen, die ihre eigenen Finanzen recht erfolgreich sanieren, wie z.B. im Sanierungs-Fall von Joschka Fischer, nun Professor in Princeton. Insgesamt kann man über die unqualifizierten und wissentlich dreisten Äußerungen Merkels behaupten: "Hochmut kommt vor dem Sanierungs-Fall !"
Die "Schmunzelrubrik" eines internationalen Pressedienstes hatte dieser Tage eine ganz treffliche Charakterisierung des Staatsbesuchs von Condolezza Rice in Rumänien. Es ging im Kern um die Militärbasen, die sich die USA anschicken, in Rumänien einzurichten. Insbesondere ging es im Verlauf um die militärische Nutzung des historischen Schlosses Graf Draculas, in der Provinz Transsilvanien als Zentrum für "unkonventionelle Verhörmethoden", die zum Beispiel das Beißen der Terroristen in der Zeit zwischen Mitternacht und ein Uhr beinhalten. Zum Glück ließ man dieses Vorhaben bald wieder fallen, weil jenes Schloß schon zu fest im Griff westlicher Touristenhorden steckt und man einigte sich auf die Planung eines Vampirparks nahe Bukarest, wo eine schwarzhaarige Kreatur, die sich in ein enges blaues Kostüm mit goldenen Knöpfen gezwängt hat, den Mund aufreißt und ihre weißen Zähne aufblitzen läßt. Der Bericht ließ weiterhin verlautbaren, daß Rice aufgrund diesen Vorschlags einigermaßen amüsiert war.
Diesmal geht es nicht um die Wurst, sondern um den Löffel: Zuerst hatte der Jurastudent Philipp Mißfelder, Vorsitzender der Jungen Union, die Auffassung vertreten, 85-Jährige sollten keine Hüftgelenksoperationen und Rentner keine Zahnprothesen mehr bezahlt bekommen. Weil Senioren natürlich wissen, daß 17-Jährige noch keine künstlichen Hüftgelenke brauchen, aber sie selbst dafür ein ganzes Leben lang eingezahlt hatten, war deren Reaktion "Dieser Rotzlöffel!". Danach wollte sich der ebenfalls-Student Jan Dittrich, Chef der jungen Liberalen, mehr Medien-Aufmerksamkeit verschaffen, indem er den Alten riet, "den Löffel" abzugeben. Seine Rechnung ging voll auf und er mußte danach selbst den Löffel als Julis-Chef abgeben. Die Nerven liegen blank in dieser Republik und so manche politische Suppe, die man sich einbrockt, muß man dann halt auslöffeln.
Wo uns doch ein solch hoher Staatsgast besucht, wie Herr Bush persönlich, wollen wir ihn an dieser Stelle mit einem seiner berühmten Zitate würdigen. Er äußert es gegenüber einem Journalisten, dem er seine präsidiale Expertise zur Rentenpolitik darlegt: "...Und deshalb bin ich - ich möchte Sie nur konditionieren. Ich mache meinen Job nicht sehr gut, denn neulich im Oval Office, als die Presseleute reinkamen, wurde ich dazu gefragt - eine ganze Reihe von Fragen - eine Frage über die Renten mit diesen verschiedenen Gesichtspunkten dabei, und ich sagte, ich werde nicht mit mir selbst verhandeln und ich werde zu angemessener Zeit mit den Gesetzesschreibern verhandeln, also vielen Dank, daß Sie's versucht haben. ... Und es gibt ein Problem. Es gibt ein Problem, weil jetzt drei Arbeitnehmer pro Rentner nötig sind, um die Rentenversprechen zu halten. Im - im - im Jahr 2040 wird man zwei Arbeitnehmer pro Beschäftigtem brauchen, um die Versprechen zu halten. Und als das System eingerichtet und entworfen wurde, waren es, glaube ich, 15 oder mehr Arbeitnehmer pro Beschäftigtem. Das ist ein Problem. Das System geht ins Rote - mit anderen Worten, es geht mehr Geld raus als reinkommt - im Jahr 2018. Es gibt 11 Milliarden Dollar nicht finanzierte Verpflichtungen..."
Wer eher auf einheimischer Hausmannskost derber Art steht, dem empfehlen wir Spanmerkel:
Man nehme die Überreste eines reichlichen Pfälzer Saumagenessens, picke die besten Stücke heraus und vermache diese seiner Hausbank. Die verbliebenen Teile drehe man nun mehrmals kräftig durch den Fleischwolf. Die entstandene Masse zwänge man in ein enges Sparkorsett und überziehe sie mit einer deftigen Auflage, bestehend aus 1 Hartzer Käse, 1 Pfund Herzog-Kartoffeln, 1/2 Pfund Peanuts und dazu reiche man auf Wunsch Merz-Dragees.
Im Geschmack ähnelt das Gericht einem Cheeseburger von McKinsey's. Als Getränk empfehlen wir dazu eine große Berliner Weiße mit einem noch größeren Schuß. Oder Sie werfen den ganzen Schlambambes sogleich in die nächste Tonne.
Die deutsche Küche hat noch weitere Rezepte für Leute von heute bereit, so den Eichelblattsalat ohne Dressing für Sparsame, das Fischerfrühstück aus lauwarmem Stockfisch mit Joschkartoffeln oder die Bitterclementinen, die 1 Euro kosten sollen. Wer es internationaler liebt, wählt die Europäische Unkrautpastete nach Kommissionsart.
Da die Bundesgeschäftsstelle der BüSo in der Landeshauptstadt liegt, fällt die Aufmerksamkeit unserer Aktivisten zeitweilig auf lokalpolitische Begebenheiten, mit denen die Stadt Mainz zwar nicht unbedingt ihrem geschichtlichen Erbe gerecht wird, die es aber nichtsdestotrotz verdienen, an dieser Stelle vermerkt zu werden. Jüngst erging die Kunde vermittels diverser Medien, daß die Stadt eine Hamstervergrämungsaktion in Mainz-Hechtsheim plane, die sich über fünf Jahre erstrecke und mit insgesamt drei Millionen Euro zu Buche schlage. Offensichtlich soll Baugrund für Gewerbeansiedlungen (was immer das dann sein mag) erschlossen werden und die Feldhamster stören das Vorhaben. Wie sehr man einen Hamster dazu bringen muß, sich zu grämen, um ihn zu vergrämen, das wurde allerdings nicht festgehalten; das ist wohl Ermessensangelegenheit der kommunalen Diplom-Berufsvergrämer (Dipl.-Bvg.). Hoffentlich provoziert der Magistrat mit seinem Ansinnen nicht unvorhergesehene Verzweiflungshandlungen: Man stelle sich also ein paar hundert Hamster vor, die in einem Demonstrationszug durch Mainz ziehen und Transparente mit der Aufschrift tragen "WIR WOLLEN NICHT VERGRÄMT WERDEN!".
Der Fürstbischof Carolvs Lemanvs - war es im denkwürdigen Jahre 1847? ... jedenfalls war es im März - wurde von seinem Lakei gefragt: "Belieben Eure fürstbischöfliche Durchlaucht heute Kaffee oder Tee zu trinken?"
Der edle Herr legte seine Lektüre beiseit' (es war eine Biographie von Martin Heidegger) und antwortete gelangweilt: "Ach! - lieber Tee."
Der Kammerdiener rief nach dem Küchenjungen und sagte: "Seine Durchlaucht möchte lieber Tee!"
Der Küchenjunge lief zum Küchenchef und rief: "Er will Libertee!"
Der Küchenchef lief zum Kanzler und rief ...
(und so weiter)
Das ganze Volk rief aus voller Kehle: "Er will Libberdtee!"
So wurden zu Mainz am Rhein Revolutionen gemacht.
Schon wieder ist die Karriere eines Spitzenpolitikers verhunzingert worden und zwar die des vormaligen rheinland-pflälzischen Ministerpräsidenten und ehemaligen Verteidigungsministers Rudolf Scharping.
In Deutschland findet man nicht so viel Schlechtes an privaten Liebesgeschichten, selbst wenn man sie in Illustrierten veröffentlichen läßt,
auch die moralischen Blessuren des Fahrrad-Sturzes waren schnell verheilt; aber die Unregelmäßigkeiten beim Benutzen von Flugzeugen der Luftwaffe trägt der Deutsche eher nach.
Der Ärger steigert sich noch, wenn Zweifel aufkommen, daß Zuwendungen in fünfstelliger Größenordnung ordnungsgemäß mit dem Finanzamt abgerechnet wurden, was einmal mehr an die Machenschaften des "Bimbes-Kanzlers" erinnert.
Scharping kann sich vielleicht damit trösten: "Weenn daas aallees raauuskoommt, daann meerkt weeniigsteens keeiineer, daaß iisch niischt geediieent haabee."
Die Anfänge des politischen Karnevals - in dem 600-seitigen Werk "Politische Kultur in Rheinland-Pfalz" heißt es dazu: Die Gefährlichkeit des Maskentreibens war auch in der Bundesfestung Mainz Anlass, alljährlich eine amtliche Bekanntmachung der Bürgermeisterei vom 22. Februar 1823 in Erinnerung zu rufen, in der es heißt, jede Maske sei "gehalten, auf die erste Aufforderung eines Polizeibeamten oder Agenten sich zu demaskieren und zu erkennen zu geben ...". In der Bundesfestung Mainz, in der nach den Karlsbader Beschlüssen 1819 die "Zentraluntersuchungskommission", die revolutionäre Umtriebe" und "demagogische Verbindungen", zu oberservieren und zu verfolgen hatte, ihren Sitz nahm, wurde diese Verordnung bis 1838 alljährlich erneuert. Erst die Mainzer "Karnevalsreform" von 1837/38 gab den skeptischen Behörden, gerade den hessen-darmstädtischen, die zunächst berechtigte Hoffnung, dass der am 19. Januar 1838 in einer Gründungsversammlung nach kurzer Beantragung und schneller behördlicher Genehmigung ins Leben getretene Mainzer Carneval Verein MCV die "harmlose Untertanenfreude" in eine "würdige dem Einzelnen sowohl als dem Allgemeinen ersprießliche Feier der heiteren Carneval-Zeit" lenken könne. ... Die Gratwanderung des rheinischen Karnevals zwischen Untertanentreue, Anpassung und bewußt gesuchtem satirischen Konflikt mit der Zensur nahm ihren Anfang...
Aus der Geschichte des Karnevals - Ein besonderes Beispiel an "Antikarnevallismus" liefert 1936 der örtliche Mainzer Pressebeauftragte der NSDAP, Gustav Staebe in der "Frankfurter Volkszeitung" in einem Artikel die "Unerfreulichen Büttenreden":
"Reden, die in den letzten Wochen aus der Bütte gehalten wurden, zwingen uns förmlich zu der Vermutung, daß auch hier wieder eine ganz bestimmte Absicht und Taktik beobachtet werden muß. Sie erinnert gewissermaßen an die der jüdischen Conferenciers aus der Zeit vor der Machtergreifung. Bei allem Verständnis für Freude und Humor verbitten wir es uns, wenn sich Nichtnationalsozialisten in der Bütte höhnisch und überheblich mit Dingen befassen, die uns heilig sind und die uns alles bedeuten. Man wird den Geschmack nicht los, als lägen die versteckten Angriffe von der Kanzel herunter auf der gleichen Linie wie die aus der Bütte. Denn daß der politische Hintergrund dieser Methode, bei der nämlich immer etwas hängen bleibt, verstanden wird, beweist schon der demonstrative Beifall, der gerade an diesen Stellen besonders hörbar ist. ... Dagegen kann man allerdings lange warten, bis es einmal gewisse Büttenredner über sich bringen, die Feinde des Staates einer allgemeinen Lächerlichkeit preiszugeben, zum Beispiel Devisen schiebende Priester, Dienstmädchen suchende Juden, monokelbewaffnete Reaktionäre und kleingläubige Spießer, die Deutschland lieber dem Bolschewismus überlassen, als 'mit Butter' Kanonen zu bauen."
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